Amerikanische Verhältnisse bald auch bei uns?
Gewalttätigkeiten und Streitereien sind mittlerweile Meldungen die uns täglich erreichen. Oft spielen in diesem Zusammenhang Waffen in unterschiedlichen Formen eine Rolle. Egal ob Amokläufe, Streitereien in öffentlichen Einrichtungen oder häusliche Gewalttaten, zu oft werden Waffen von den Angreifern eingesetzt.
Bei der Klärung dieser Taten, stellt sich meistens heraus, dass die Waffen im Haus nicht ganz vorschriftsmäßig aufbewahrt wurden. Genauso gibt es Meldungen über Sicherstellungen ganzer Waffenarsenale die ebenso in Häuser gefunden wurden.
Dass Menschen Waffen im Haus aufbewahren ist ja nichts neues. Sei es ein Jäger, Sportschützen oder sonstige Berufe, die Waffen benötigen. Etwas beunruhigend ist es jedoch, dass Menschen Waffen nun öfters gegen andere einsetzen, ohne sich scheinbar in ihrem Handeln oder der Konsequenz bewusst zu werden.
Polizisten/innen, die zu eskalierten Waffeneinsätzen müssen, begeben sich ebenso in Gefahr und sind dann selbst gezwungen ihre Waffe gezielt gegen Menschen einzusetzen. Situationen wie sie öfter in letzter Zeit geschildert werden.
Doch was hat sich mittlerweile in unserer Gesellschaft geändert, dass nun Waffen anstatt Worte eingesetzt werden. Ist es die steigende Gewaltbereitschaft, oder aber Angst und Selbstschutz, die das Volk – die Gesellschaft – die Menschen begleitet? Wie empfindet ihr diese Entwicklung?
Wir haben Gesetze und Regeln die uns vor amerikanischen Verhältnissen bewahren und uns davor schützen sollen. Waffen, die den Waffenschein voraussetzen und viele andere Waffen die verboten sind. Doch was bewegt uns bzw. immer mehr Menschen dazu, Waffen zu besitzen? Vielleicht auch als Angeberei oder doch aus Gründen der eigenen Sicherheit?
Wir sind auf Eure Meinungen gespannt.
Einen Unterschied scheint es jedoch zu geben, Menschen in Uniform die gelernt haben Waffen gegen Menschen einzusetzen, sind froh, wenn sie Konflikte ohne diese lösen können. Denn jeder Einsatz einer Waffe bringt Zweifel und Schuldgefühle hervor und verändert manchmal den Mensch und sein gesamtes Leben.
Die Frage ist wie oft wirklich legale Waffen gegen andere Menschen eingesetzt werden. Zu 95% werden doch illegale Schusswaffen bei Straftaten eingesetzt.
Ich persönlich befürworte privaten Waffenbesitz, es ist der einzige Weg Chancengleichheit zwischen gesetzestreuen Bürgern und Kriminellen herzustellen.
Ich denke allerdings dass gesunder Menschenverstand nicht nur bei Personen in Uniform zu finden ist, sondern bei den meisten “zivilen” Bürgern ebenso. Zwischen dem was man sagt und wie man wirklich handelt liegen halt bei vielen Menschen, glücklicherweise, große Unterschiede. Die Selbstverteidigung mit Waffe darf (wie im Gesetz auch verankert) nur das letzte Mittel sein.
Ob amerikanische Verhältnisse in allen Punkten schlecht sein möchte ich infrage stellen. Ich bin über einige Regelungen des deutschen Waffengesetzes wirklich froh, beispielsweise der Sachkundenachweis, die persönliche Eignung und Zuverlässigkeit sowie der Nachweis über die richtige Aufbewahrung der Waffen. Andererseits ist das Bedürfnis-Prinzip extrem bürokratisiert und Bedarf meiner Meinung nach dringend einer Vereinfachung. Der komplette Bereich Waffenscheine (Trageberechtigung) hat jedoch in den USA Wunder gewirkt. Seit das CCW in allen Staaten (mit teilweisen County Ausnahmen) eingeführt wurde ist die Zahl der Gewaltverbrechen um ca. 50% gesunken. Das liegt jedoch nicht daran dass wirklich jeder eine Waffe trägt und diese auch regelmäßig einsetzt, sondern an der Abschreckungswirkung für Kriminelle, die nicht wissen ob ihr Opfer sich wohlmöglich effektiv verteidigen kann. Die immer wieder gerne verbreitete Tatsache das mehr Waffen = mehr Gewalt bedeuten lässt sich so auch einfach widerlegen. Die meisten Gewaltverbrechen gemessen an der Einwohnerzahl passieren in den USA in den großen Metropolen (Chicago, Los Angeles, Detroit, New Orleans) die sogenannte No-Issue Countys sind, also keine CCW-Permits ausgestellen. Die “erweiterten Selbstmorde” die die vereinigten Staaten immer wieder erschüttern passieren auch zu 99% in “gun-free-zones”, also Zonen in denen das Tragen von Waffen verboten ist. Die Täter suchen sich solche Ziele bewusst aus, weil es ihnen die notwendige Zeit gibt um so viele Menschen wie möglich zu töten, bevor sie dann durch die eigene Hand oder durch die Polizei gerichtet werden.
Eine, in den Auflagen etwas striktere, CCW-Regelung könnte ich mir auch durchaus für Deutschland vorstellen.
Da ich allerdings auch seit 8 Jahren aktiver Sportschütze bin kann ich sagen dass es auch einfach Spaß macht auf den Schießstand zu fahren. Gerade die modernen, dynamischen Disziplinen bieten ein enormes Potential auch Leute für den Schießsport zu begeistern die die bisherigen, zugegebenermaßen etwas drögen statischen Disziplinen, nicht angesprochen hätten.
Es ist jedoch leider so dass in den Vereinen eine große Skepsis davor herrscht in die dynamische Richtung zu expandieren. Die Schützengemeinschaft ist immer unter Dauerfeuer der Presse und muss sich ständig vor neuen Repressalien durch die Politik fürchten. Dabei werden dann von Politikern tragische Einzelereignisse zur eigenen Popularitätssteigerung ausgeschlachtet und Waffengesetz-Verschärfungen durchgeführt, die seit ihrer Einführung nicht ein einziges Verbrechen verhindert haben (Beispiel das sogenannte “Pump-Gun” Verbot von 2003)
Zum Schluss möchte ich auch noch einmal auf die Polizei eingehen:
Ich kenne persönlich einige von ihnen, die mit mir zusammen regelmäßig auf dem Schießstand trainieren. Das Training dass dem regulären Polizeibeamten an der Waffe zugestanden wird ist, so leid es mir tut, lächerlich. 6h pro Jahr statisches Schießtraining oder, falls die Wache Zugang dazu hat im Schießkino, ist einfach nicht genug um einen sicheren Umgang mit der Dienstwaffe zu erlernen. Falls kein Ersatz in der Wache gefunden werden kann fällt das Training in manchen Jahren auch ganz aus. Dadurch trauen sich Beamte im Einsatz nicht ihre Waffe zu nutzen wenn es notwendig wäre, oder sie gefährden sich selbst und andere bei Einsatz und Handhabung. So ziemlich jeder Sportschütze der Kurzwaffen besitzt kann damit vermutlich besser umgehen als sie, was ich persönlich für ein Armutszeugnis halte, welches an die Polizei ausgestellt wird. Kümmern sie sich darum dass sie von ihren Vorgesetzten und der Politik eine umfangreiche Waffenausbildung erhalten. Dazu gehören sowohl der Einsatz statisch als auch dynamisch in Stresssituationen. Auch Handhabung und Pflege sollte ein Thema sein, da man nur mit einem Waffensystem mit dem absolut vertraut und das auch zu 100% funktionsfähig ist auch im Ernstfall gut umgehen kann.
Ich denke dass ich ihnen einen kleinen Einblick in meine Sichtweise auf Legalwaffenbesitz habe geben können und hoffe dass sie und ihre Kollegen in Zukunft im Waffenbesitzer nicht mehr den “Feind” sehen, sondern einen regulären Bürger wie sie und mich.
Niemand möchte Waffenbesitzer als Feind sehen. Allerdings müssen wir auch auf unsere Eigensicherung achten und wenn wir wissen, dass jemand Waffenbesitzer ist, passen wir noch besser auf. Das hat nichts mit Kriminalisierung zu tun, sondern allein mit dem Selbstschutz.
Jetzt ist die Frage, geht die persönliche Freiheit von 1,5 Millionen Bundesbürgern, tendenz steigend, vor oder die statistisch minimale Chance dass ein Polizeibeamter tatsächlich einmal durch eine legal besessene Waffe bedroht oder sogar verletzt wird.
Diese Entscheidung müssen wir zum Glück nicht treffen. Es kommt Gott sei Dank nicht oft vor, dass mit Schusswaffen auf uns gezielt oder sogar geschossen wird. Hoffen wir, dass es so bleibt!
Weitaus gefährlich sind da andere Gegenstände, seien es (verbotene) Waffen oder schlicht das Küchenmesser oder die Bierflasche. Die kann man schließlich auch als Waffe benutzen und sie sind überall verfügbar.