Leserbrief von Ingrid: Wenn Polizisten ihre schützende Hand über Dich halten
Das Leben ist verrückt. Verrückt und bunt. Und dass ich einmal diese Zeilen schreiben werde, hätte ich nie gedacht.
Als Kind war mein Verhältnis zu Polizisten immer sehr respektvoll. Tauchten sie auf, wurde prophylaktisch auf den Boden geschaut, das Herz schlug schneller und die kleinen Füße zogen ihre kleinen Kreise. Sicher ist sicher.
Seit sieben Jahren habe ich ehrenamtlich viel mit der Polizei zu tun. Manchmal bleibt man noch etwas länger in Kontakt, weil man sich versteht. Manchmal versteht man sich nicht wirklich, gerät auch aneinander, beendet einen Fall und dann ist es auch gut.
Manchmal werden aber aus Beamten, die man in der virtuellen Welt kennenlernen darf, viel größere Helfer und Helden, als man es jemals vermuten mag.
Irgendwann bin ich bei Facebook auf die Seite Polizei-Mensch gestoßen. Ich fand die Seite spannend, weil sie so „bunt“ ist und so viele Seiten des Berufes beschreibt. Sie macht nachdenklich, manchmal traurig und bringt mich manchmal zum Lachen.
Sie gehörte irgendwie auf einmal zu meiner Facebook-Welt dazu.
Auf einmal hatte ich drei Polizisten, weit von meinem Heimatort entfernt, mit denen ich auch privat vernetzt war. Das war ungewohnt – denn immer noch gibt es diesen großen Respekt vor ihnen und ihrem Beruf und die Dankbarkeit, dass es sie gibt. Aber es wurde schnell menschlich. Und irgendwie hatte ich bald vergessen, dass sie eigentlich Polizisten sind und es entwickelte sich ein ganz besonderer Draht.
Am 7. November wurde mein Leben ausgehebelt. Mein Mann fuhr nachts in die Leitplanke und wurde mit Verdacht auf Schlaganfall in die Klinik eingeliefert. Mir riss es den Boden unter den Füßen weg und ich kann nicht in Worte fassen, wie es für mich war, die Diagnose zu bekommen, dass mein Mann zwei Hirninfarkte erlitten hatte. Es waren die dunkelsten und schwersten Stunden und Tage meines Lebens. Ich kannte nur noch drei Zustände: Weinen, Beten und Hoffen.
Getragen haben es diese drei Beamten und einer davon ganz besonders. Und sie tun es noch heute. Es sind nicht Menschen, die ich schon lange kenne, sondern Polizeibeamte, die ich in der virtuellen Welt kennenlernen durfte, mit denen ich aber mein Leid teilen konnte und immer noch kann.
Sie haben mir Gebete geschickt, die mich getragen haben und mich ertragen in meinen dunkelsten und schlimmsten Stunden. In Momenten, in denen mir manchmal die Kraft zum Atmen gefehlt hat, zum Aufstehen und Begreifen, was hier eigentlich geschehen ist.
Ich weiß nicht, wie ich jemals Danke sagen kann. Danke für das Aushalten, für das Helfen, die Zeit, die Ihr mit mir verbracht habt, obwohl Ihr selbst Familien habt und Eure Freizeit sowieso schon so begrenzt ist. Einer von Euch hat meine Tränen ausgehalten, meine Verzweiflung und die Momente, in denen mir selbst die Worte gefehlt haben. Er hat es geschafft, mich zum Lachen zu bringen, wenn ich meinte, ich kann es gar nicht mehr. Und er schafft es immer noch. Seine Telefonnummer zu haben ist mein „doppelter Boden“ und das ist gerade das größte Geschenk.
Niemals hätte ich gedacht, dass ich über diese Seite eine solche Erfahrung machen werde und ich wünsche mir nur eines: den Moment, Euch in der realen Welt kennenlernen zu dürfen und selbst Danke sagen zu können.
Ich danke Euch von Herzen!!!