Niederländische Polizei technisch weit entwickelt
Der folgende Bericht dürfte so manchen Kollegen Tränen in die Augen treiben. Auch wenn Deutschland als Hochtechnologieland gilt, haben es die technischen Möglichkeiten, die es aktuell am Markt gibt, noch lange nicht den Weg zur Polizei in Deutschland gefunden. Dienstliches Handy? Oft Fehlanzeige. Mancherorts wird sogar noch mit der Schreibmaschine getippt.
Ganz anders sieht es in unserem Nachbarland, den Niederlanden, aus. Dort wurde nun ein Jahr lang in einem Pilotversuch ein Smartphone, mitsamt entsprechender polizeilicher Apps, getestet. Dieser Test ist vielversprechend verlaufen, so dass die Polizei nun mit insgesamt 33.000 Smartphones, dem Samsung Galaxy S5, ausgestattet wird.
Mit diesem Gerät können die dortigen Kollegen nicht nur Anrufen oder Kurzmitteilungen verschicken, durch entsprechende Apps ist es der Polizei dort auch möglich, Personalien zu überprüfen und sogar eine Anzeige direkt an die Bußgeldstelle zu verschicken.
Um eine Person zu überprüfen genügt die Eingabe von Name und Geburtsdatum und schon spuckt das Smartphone alle Informationen aus, die im polizeilichen System gespeichert sind, inklusive Fotos.
Um Schreibfehler zu vermeiden, kann zur Erfassung eines Strafzettels der Pass des Verkehrssünders abfotografiert werden und die Daten werden automatisch und fehlerfrei in Anzeige übernommen.
Und nicht nur das. Wofür deutsche Polizisten auf der Dienststelle am PC eine Akte anlegen und alle Daten per Hand übertragen müssen, nutzen die niederländischen Kollegen einfach ihr Smartphone.
So können die Polizisten aus dem Norden z.B. die Aussage eines Zeugen digital aufzeichnen und signieren lassen. Zusammen mit dem Foto des Passes und eventueller Bilder vom Tatort können diese Daten in das Polizeisystem übertragen werden.
https://curved.de/news/galaxy-s5-besteht-test-niederlaendische-polizei-erhaelt-33-000-geraete-316078
Unser niederländischer Kollege Fritz, von dem die folgenden Informationen und auch die Bilder stammen, nutzt dieses System bereits im täglichen Dienst und ist zufrieden damit.
Er schildert uns, was in den Niederlanden noch alles möglich ist:
“Jugendbeamte wie ich haben dienstlich WhatsApp und “Vraag het de Politie” (Frag es die Polizei) um direkt auf Fragen zu antworten. Bezirksbeamte haben außerdem die Möglichkeit die Info-Hotline der Polizei auf ihr Handy weiterzuleiten, wenn Anrufe aus seinem Bezirk kommen und er im Dienst ist.
Die Handys können wir mitnehmen (nach Hause), müssen dann aber auch in unserer Freizeit Parksünder etc. aufschreiben. Wenn wir es mit nach Hause nehmen hat es allerdings den Vorteil, dass wir den Papierkram zu Hause machen können, was allerdings früher auch schon möglich war, über einen dienstlich gestellten Laptop.”
Zusätzlich haben die niederländischen Polizisten in ihren Fahrzeugen weitere Technik verbaut, die die tägliche Polizeiarbeit effizienter und sicherer macht:
“ANPR (Automatic Number Plate Recognition) wird bei uns (Einheit Noord-Nederland) bereits bei jedem Streifenwagen eingesetzt. Es müssen allerdings immer 2 Beamte an Bord sein, das ist auch der Grund, warum Motorräder nicht damit ausgestattet sind.
Wir haben vorne am Kühlergrill zwei schräg eingebaute Scanner (nach links und rechts), die pro Sekunde ein Fahrzeug bis zu einer Geschwindigkeit von 200 km/h scannen können. Der Scanner lässt sich aber auch im Fahrzeug beliebig ausrichten.
Wenn wir ein Fahrzeug scannen können 4 Ereignisse auftreten: 1. Keine Probleme, 2. Kürzlich technische Mängelkarte ausgestellt, 3. Keine Versicherung 4. Nach Fahrzeug/Besitzer wird gefahndet.
Bei Nr. 4 wird auch ohne Aufforderung durch die Fahrzeugbesatzung durch die Leitstelle Verstärkung angefordert.
Grundsätzlich ist es uns auch erlaubt direkt im Fahrzeug Bußgelder zu schreiben die dann direkt an die Bußgeldstelle (Centraal Justitieel Incassobureau- CJB) über das Internet gesendet werden. Dies wird allerdings häufiger über das Handy gemacht, da die Scanner z.B. bei Parkvergehen sehr schwer einzustellen zu sind.”
Während in Deutschland darüber diskutiert wird, ob das Scannen von Kennzeichen erlaubt werden kann, machen die Niederländer einfach. Technisch zwar nicht auf dem allerneuesten Stand, aber meilenweit besser als das, was man hierzulande nutzen kann.
Durch diese technischen Möglichkeiten werden nicht nur mögliche Fehler beseitigt und die Arbeit wird wesentlich effizienter, es wird durch die automatische Anforderung von Unterstützungskräften auch an die Sicherheit der Polizisten gedacht.
Ein Fortschritt, den man nur empfehlen kann!
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