Nachtdienst: Die Polizistin am Heiligen Abend
Heute ist alles anders wie sonst, wenn es zum Nachtdienst geht. Irgendwo hat sich der Stress eingeschlichen. Mit der Familie noch schnell vorher Essen und die Kinder versorgen. Dann die Bescherung… wenigstens ein bisschen von dem Ablauf des Heilig Abends mitbekommen.
Kinderaugen die beim Geschenke auspacken strahlen, mehr dieser positiven und schönen Eindrücke sammeln geht heute nicht. Nun heißt es schnell umziehen, die Uniform an und ab zum Dienst.
Auch die Kollegen sind in weihnachtlicher Stimmung. Man wünscht sich ein friedliches Weihnachtsfest, einige haben selbst gebackene Plätzchen und Kuchen mitgebracht.
Man versucht wenigstens den Dienst etwas weihnachtlich werden zu lassen.
Es wird Kaffee gekocht. Ein kurzes zusammen sitzen und besprechen des weiteren Ablaufes der Nacht. Dann heißt es: überraschen lassen, was die Nacht mit sich bringt.
Dann kommt bereits der erste Notruf an. Familienstreitigkeiten, sie führen gerade dieser Tage öfters zu Einsätzen. Ausgerechnet am Fest der Familie und der Liebe kommt es dazu. Wir fahren hin und versuchen zu schlichten, die Streithähne auseinander zubringen. Während auf der Wache das Telefon erneut klingelt.
Eine Bürgerin die eigentlich nur reden will, die alleine ist an diesem Tag. Ein Nachtdienst in dem man von einem Einsatz zum nächsten eilt. Der nächste wartet schon und es ist Anspannung und Eile geboten.
Die Ankündigung eines Suizid, wahrscheinlich ein verzweifelter junger Mann, er ist einsam. Seine Partnerin hat ihn heute Morgen verlassen.
Gedanken ziehen während der Fahrt durch den Kopf, ob wir noch rechtzeitig hinkommen und ob wir ihn überreden können, helfen können. Er steht auf einer Brücke, will sich in den Abgrund stürzen. Nach zwei langen Stunden des (Über-) Redens ist es geschafft. Er steigt über das Geländer und lässt sich vom RTW mitnehmen.
Zurück auf die Wache. Im Moment ist etwas Ruhe.
Die Gedanken sind mit den letzten Einsätzen beschäftigt. Man setzt sich an den Schreibtisch, nun müssen all die Einsätze geschrieben und dokumentiert werden.
Die Heilige Nacht ist fast vorüber. Irgendwie sind unsere Einsätze heute auch nicht ganz alltäglich, denn das Gefühl, dass viele Menschen einsam sind, wird heute deutlicher als sonst.
Zum Schluss sitzen wir noch zusammen, reden über alles und essen noch ein paar Plätzchen und Kuchen. Kopfschütteln über so manchen Vorfall dieser Nacht, aber auch lachen, wenn über die Beschwerung der Kinder erzählt wird.
Weihnachten hat gerade mal Angefangen und der Dienst geht dem Ende entgegen. Eine Mischung aus verschiedenen Gedanken und Gefühlen.
Die Familie zu Hause wartet – auch wenn alle nun schlafen-, dass ich gesund aus dem Nachtdienst zurück komme. Nicht immer ganz so einfach alles unter einem Hut zu bekommen…
Dennoch geht es weiter und man versucht auch die Familie nicht zu kurz kommen zu lassen. Aber so mancher Einsatz lässt sich nicht so einfach vergessen. Er legt sich wie ein Schleier über das Gemüt und die nächsten Tage.
Aber es geht weiter. Die Familie möchte ein schönes Weihnachten feiern, die Verwandten wollen besucht werden; da spielt es keine Rolle, was ich im Dienst erlebt habe und was mich vielleicht noch beschäftigt.
So wird jedes Weihnachten ausgefüllt mit verschiedenen Erlebnissen und es wird in so mancher Erinnerung bleiben.
Dienstende, Fahrt nach Hause. Freude auf den Weihnachtstag in der Familie, auch wenn sich mancher Gedanke der Nacht dazwischen schiebt. Aber das ist jetzt egal. Im Haus ist es still, die Geschenke stehen noch herum, bis auf die, die die Kinder mit ins Bett genommen haben.
Es riecht weihnachtlich…die Gedanken aus der Nacht verschwinden allmählich. Müde gehts ins Bett.
Frohe Weihnachten!