Deutschlands Polizei: Personell höchst unterschiedlich und nur europäisches Mittelfeld
Heute Mittag haben wir die Frage nach dem Geld im öffentlichen Dienst gestellt und darauf verwiesen, dass wir zum Thema Personal später kommen würden. Darauf möchten wir nun eingehen.
Kürzliche veröffentlichen mehrere Tageszeitungen eine Bestandsaufnahme der deutschen Polizei. Eine Statistik gibt es hierzu allerdings nicht, so dass in den einzelnen Bundesländern angefragt wurde. Die Bundespolizei war hierbei offenbar kein Thema.
Wie anhand unserer Grafik ersichtlich, stellt sich für die 16 Bundesländer ein sehr unterschiedliches Bild dar. Während die Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin die meisten Polizisten vorzuweisen haben, sieht das im Rest Deutschlands anders aus.
Die weit über 400 Polizisten pro 100.000 Einwohner in den genannten Städten erklärt sich durch eine hohe Bevölkerungsdichte, viele Touristen und Großveranstaltungen, aber auch durch eine höhere Kriminalität.
Die neuen Bundesländer haben überwiegend mehr Polizisten im Dienst, als die alten Bundesländer, einzige Ausnahme: Bayern. In diesen Zahlen sind allerdings in den Ländern Bayern, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen auch Verwaltungsmitarbeiter eingerechnet, die keine Vollzugsaufgaben wahrnehmen.
Aber selbst, wenn man diese abzieht, stehen Bayern und Brandenburg gegenüber dem Rest der Flächenstaaten relativ gut dar. Und NRW landet dann auf dem letzten Platz deutschlandweit.
In keinem Land ist das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Polizisten und Bürgern so schlecht, wie im größten und am dichtesten besiedelten Flächenland NRW.
Laut offiziellen Meldungen der Ministerien bauen sieben Länder ihr Polizeipersonal aus. So soll NRW um 1,5 Prozent zugelegt haben. Allerdings gilt hier zu berücksichtigen, dass eine Pensionierungswelle auf die Länder zurollt und dementsprechend ein Plus an Einstellung auch nicht unbedingt ein faktisches Plus am Personal bedeuten muss.
Aber auch bei den Ländern, die zulegen, liegt Bayern an der Spitze. Runde acht Prozent wurde dort das Personal bei der Polizei aufgestockt.
Demgegenüber bauen die neuen Bundesländer weiter unbeirrt Personal ab. Besonders Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben massiv Stellen gestrichen.
Der Stellenabbau der vergangenen Jahre zeigt sich daher auch in der Aufgabenwahrnehmung. Prävention ist kaum noch möglich, die Kriminalitätsbekämpfung wird immer mehr zur Kriminalitätsverwaltung. Und dies zeigt auch die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS).
Als Beispiel seien hier die Wohnungseinbrüche genannt. Die Zahl der Einbrüche ist von 2006 mit 106.107 auf 152.123 im Jahr 2014 hoch geschnellt. Zwar ist eine Steigerung deutschlandweit zu verzeichnen, aber dies schlägt sich in den Bundesländern unterschiedlich nieder.
Während in den Stadtstaaten die Wohnungseinbrüche um ein vielfaches häufiger vorkommen, als in den Flächenländern, wie z.B. Thüringen oder Bayern, zeigt sich in NRW, dass nirgends häufiger eingebrochen wird. Wie es scheint, eine direkte Folge von zu wenig Personal.
Dies ist aber nur ein Beispiel. Wie wir kürzlich anhand eines Beitrages unseres Kollegen Dieter Müller von der FH der Polizei Sachsen aufzeigten, ist die PKS als Grundlage für die Personalzumessung nicht unbedingt tauglich, da hier nahezu alle Verkehrsstraftaten nicht eingerechnet werden.
Und wie sieht es im europäischen Vergleich aus?
Da liegt Deutschland laut Eurostat geradeso im Mittelfeld. Während die viel ärmeren Staaten Italien, Griechenland und Portugal sich rund 470, 490 bzw. 440 Polizisten je 100.000 Einwohner leisten, kommen die skandinavischen Länder mit wesentlich weniger Personal aus.
In Schweden sind es nur 210 und in Finnland gar nur 150.
In den Ländern, über die wir auf dieser Seite regelmäßig berichten, sieht es laut Eurostat wie folgt aus: Österreich 330, Schweiz 220 und Niederlande 240.
Deutschland, als eines der reichsten Länder Europas, ein Transitland im Herzen nahezu grenzenloser Staaten, leistet sich weniger Polizei, als die viel ärmeren südländischen Staaten.
Links zum Thema:
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