Mobbing, nur weil man etwas anders ist?
Alles fing schon während der Ausbildung an, ich bin eher schüchtern und nicht der lässige Typ wie die anderen. Ich gehe nicht gerne aus, sondern nutze meine Freizeit für Sport und Bildung.
Ein Mensch eben, der die Gesellschaft genau so gerne wie das allein sein mag. Doch diese Punkte reichten schon aus, dass mich viele aufzogen und versuchten mich fertig zu machen.
An den Wochenende zog ich mich zurück oder traf mich mit meinem Freund heimlich. Denn keiner sollte erfahren das ich schwul bin.
Ich habe versucht an alles zu denken und Treffpunkte zu wählen, wo ich wusste, dass uns niemand sehen würde. Es passierte dann doch. Nun hatte ich gar keine Ruhe mehr.
Selbst im Unterricht wurde ich öffentlich fertig gemacht. Jeder bekam es mit und fast alle beteiligten sich daran. Selbst der Gruppenführer duldete es und fand es scheinbar lustig. Wie auch immer, seine Worte waren einmal zu mir, man müsse in diesem Job mit allem klar kommen, egal ob es privat oder beruflich sei.
Die wenigen die es nicht so toll fanden und ab und an das Gespräch mit mir suchten, wenn niemand in der Nähe war, halfen mir letztendlich auch nicht.
Ich wollte die Ausbildung nicht abbrechen und war froh als ich sie abgeschlossen hatte. Danach kam ich zur Bereitschaftspolizei und musste feststellen, dass es da noch mehr Kollegen gab, die etwas anders waren. Dort ergaben sich sogar Freundschaften.
Ich konnte aufatmen, die Erfahrungen der Ausbildung haben mich dennoch geprägt und vorsichtig werden lassen. Aber hier gab es kaum ein Problem damit, dass ich schwul war. Mein Partner wurde sogar auf die bevorstehende Weihnachtsfeier eingeladen und alle gingen ganz „normal“ mit uns um.
Doch dieses Glück sollte nicht lange Bestand haben. Eine Dienststelle in der Nähe brauchte Unterstützung, dort fielen viele Kollegen aufgrund von Krankheiten und Schwangerschaften aus. Ich sollte sie für die nächsten 6 Monate unterstützen.
Was mich aber verwunderte war der erste Tag auf der neuen Dienststelle. Der Dienststellenleiter begrüßte mich persönlich mit einem mir komisch vorkommenden Satz, ich solle mich den neuen Kollegen etwas anpassen, dann würde auch das Miteinander besser klappen.
Ich verstand seine Anspielung nicht, denn bei der Bepo gab es keine Probleme. Die „neuen“ Kollegen begrüßten mich und ich merkte schnell, dass sie eigentlich niemanden neuen in ihrer „Familie“ mochten.
Sie grenzten mich aus wo es nur ging und sie machten Witze und Späße auf meine Kosten. Selbst der Dienststellenleiter beteiligte sich daran. Ich fühlte mich immer unwohler und suchte das Gespräch mit ihm.
Er wunderte sich nicht und ich erfuhr, dass der Gruppenführer und er gute Freunde sind. Alle wussten also im Vorfeld schon über mich Bescheid. Der Dienst wurde zum Albtraum.
Sie machten mich täglich fertig und hatten ihren Spaß dabei. Selbst als ich krankgeschrieben war hielt dieser Albtraum an. Wegen fadenscheiniger Vorfälle riefen sie bei mir an und machten sich weiterhin lustig. Ich war so verzweifelt, dass ich bereits meinen Abschiedsbrief verfasste, um dem Ganzen ein Ende zu bereiten.
Bis ich im Internet auf eine Mobbingseite traf, dort haben viele Menschen ähnliche Probleme. Wir tauschten uns aus. Ich fühlte mich verstanden und bekam einige Tipps.
Ich fasste dann den Mut mich an den Personalrat und die Mobbingsstelle zu wenden. Dort wurde mir geholfen und ich konnte zurück zur Bepo. Dort versehe ich jetzt wieder meinen Dienst und erhole mich von den Kollegen, denen es scheinbar nicht bewusst ist, was sie ihren Mitmenschen und mir als Kollegen antun. Auch der Dienststellenleiter sollte sich mal Gedanken darüber machen.
Ich weiß, dass es noch viel mehr Kollegen/innen gibt die täglich Mobbing ausgesetzt sind. Bitte habt den Mut und holt euch Hilfe! Ihr seid nicht alleine!
Gebt nicht auf, ich sende Euch auf diesem Weg Kraft und Mut dafür.
Der Autor dieser Zeilen ist uns namentlich bekannt. Aus nachvollziehbaren Gründen möchte er anonym bleiben.