Todesermittlungssache

8. November 2016 um 20:14

TodesermittlungssacheDer Tod gehört zum Leben dazu, er ist sogar zwangsläufige Konsequenz des Lebens und daher genauso natürlich. Nur sperren wir den Tod aus unserem Alltag aus, weil er meist mit Trauer, Schmerz, Abschied und Tränen verbunden ist.

Ich hatte schon oft mit Toten zu tun, dem Tod schon oft in sein fahles und graues Gesicht blicken müssen, in all seinen Ausprägungen. So auch heute wieder. Todesermittlungssache nennt sich das kühl und sachlich im Beamtendeutsch. Auch wenn ich die Person vorher nicht kannte, bekommt man während der Ermittlungen einen Einblick in das, was dieser Mensch zuvor war, als er noch lebte.

Man spricht mit den Angehörigen, drückt sein Mitgefühl aus, versucht Tränen zu stillen und zu beruhigen. Die Angehörigen erzählen Geschichten aus dem Leben des Verstorbenen, ungefragt. Es ist ein Bedürfnis, den Toten in der Erinnerung weiter leben zu lassen, so wie er war.

Man erfährt viel von diesem Menschen, der seinen letzten Atemzug ausgehaucht hat, im Idealfall ohne zu leiden, sowie dieser. Der Tote bekommt damit für mich ein Gesicht, so nenne ich es, als ob ich ihn doch flüchtig kannte.

Es belastet mich nicht, naja, jedenfalls nur kurz. Ich muss professionell meine Arbeit machen und ich kannte ihn nicht wirklich. Es fühlt sich nur anders an. Ja ich fühle hierbei, ich kann nicht anders und deswegen werde ich mich nie an den Tod gewöhnen können. Gott sei Dank muss ich das nicht jeden Tag machen.

Sorry, lieber Verstorbener, es liegt nicht an dir, nimm es mir bitte nicht übel. Es liegt auch nicht an mir, ich bin ein Mensch unter der Uniform, also fühle ich, da hilft auch alle Professionalität nichts. Es liegt am Tod, seiner Endgültigkeit und den vielen Facetten, die ich von ihm schon ertragen musste.

Ich kannte den Verstorbenen nicht, möge er dennoch in Frieden ruhen und bei seinen Angehörigen der Schmerz bald verblassen, die Tränen trocknen…