Erfahrungsbericht: Als Schweizer Polizistin in Deutschland

28. April 2017 um 21:05

Erfahrungsbericht: Als Schweizer Polizistin in DeutschlandWir haben von Madlaina aus der Schweiz einen interessanten Erfahrungsbericht erhalten. Sie durfte als Polizistin der Stadtpolizei Zürich (Schweiz) vier Wochen bei der Polizei München (Deutschland) im Dienst erleben. Für sie war es ein Blick über den Tellerrand und auch ein tolles Erlebnis, das sie so schnell nicht vergessen wird.

Hier ihr Bericht:

Im März 2017 durfte ich als Zürcher Stadtpolizistin für einen Monat beim PP München meinen Dienst verrichten. Hier ein kleiner Bericht zu diesen vier sehr interessanten Wochen.

Nachdem die erste Woche bei verschiedenen Dienststellen im Präsidium sowie einem Besuch beim Sonderprogramm (SoPro) in Dachau (verkürzte 2-jährige Ausbildung für Anwärter die bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung haben) vorbei war, ging es in der zweiten Woche auf der Polizeiinspektion PI 13 mit dem Streifendienst los.

Ich war der Verfügungsgruppe zugeteilt. Als ich erfuhr, dass ich jeweils nur mit einem Kollegen unterwegs sei, da ich ja berechtigt sei, sämtliche Massnahmen durch zu führen, war ich sehr überrascht. Ist dies doch ein grosser Vertrauensbeweis mir gegenüber.

Da ich in der Verfügungsgruppe war, konnte ich ohne Probleme auch in andere Bereiche hineinblicken. So war ich am einen Tag in zivil mit der Fahndungskontrollgruppe unterwegs, konnte an einem weiteren Tag mit der Alkohol- und Drogenstreife mitfahren und bei einer Pegida-Kundgebung das Videoteam begleiten.

Auch wurde mir ermöglicht, den Technischen Einsatzzug in Dachau zu besuchen und die Reiterstaffel kennen zu lernen. Ebenfalls konnte ich während einer Schicht den Aussendienstleiter (ADL) begleiten. Als Highlight konnte ich zum Abschluss meiner Zeit in München das Unterstützungskommando (USK) beim Fussballspiel FC Bayern München – FC Augsburg begleiten.

Der wohl grösste Unterschied zwischen dem Streifendienst bei der Stadtpolizei Zürich und dem PP München ist, dass wir in Zürich unsere Dienstzeit in 50 % Streifendienst und 50 % Bürodienst aufteilen. In München dagegen verbringen die StreifenbeamtInnen mehr oder weniger 100 % ihrer Dienstzeit auf der Strasse bzw. im Aussendienst. Dadurch schreiben wir bei der Stapo Zürich auch sehr viel mehr und komplexere Tatbestandsrapporte (Kriminal- & Verkehrsunfallrapporte). In der Stadt Zürich ist die sichtbare Polizeipräsenz dafür auch einiges geringer.

Auch bei Ordnungsdienst (OD)-Einsätzen anlässlich Fussballspielen gibt es markante Unterschiede. Da wir bedeutend weniger Personal zur Verfügung haben und auch weder Bereitschaftspolizei noch USK haben, müssen wir diese Einsätze mit einem massiv kleineren Aufgebot bewältigen. Daher kennen wir den engen Kontakt zu den Fans fast gar nicht, und wirken, wenn immer möglich, auf Distanz. Dafür setzen wir Gummischrot, Gaspetarden, Wasserwerfer und Gitterfahrzeuge ein. Durch diese Einsatztaktik lassen sich aber nicht alle Straftaten rigoros verfolgen.

Obwohl ich meine Zürcher Uniform trug, war der Bürger immer der Überzeugung, dass ich ebenfalls eine Polizistin aus München sei. Häufig wurde ich auch als erste angesprochen. Weshalb blieb mir bzw. uns als Team ein Rätsel.

Es war auch durchaus lustig, wenn ich im Verlauf des Gespräches die Personen darauf aufmerksam machen konnte, dass ich nicht von München, sondern von der Stadtpolizei Zürich (ich war auch so angeschrieben) bin. Alle waren überrascht, fanden es dann aber gut und waren teils auch interessiert, wie es mir in München gefällt.

Insgesamt kann ich nur sagen, meine Zeit in München hat mir sehr gut gefallen und ging leider viel zu schnell vorbei. Es wurde mir ermöglicht in sehr viele Bereiche Einblick zu erhalten und gleichzeitig konnte ich den Polizeialltag auf Streife kennen lernen.

Ich bin allen Personen, im speziellen dem ganzen Team der PI 13, die mir diese tolle Zeit in München ermöglicht haben, dankbar.

Ich werde sie nie vergessen!