Leserbrief zum Thema: Öffentliches Gedenken an getötete Polizisten
Wir bekamen von einem Kollegen den folgenden Leserbrief zugesandt. Auch wenn wir uns mit ihm über dieses Thema ausführlich unterhalten haben, möchten wir diese Thematik doch auch anderen zum Lesen und Nachdenken geben, da uns eure Meinung hierzu ebenfalls interessiert:
Hallo ihr Lieben!
Ich beende dieses Jahr meine Ausbildung bei der Landespolizei Berlin. Vorab möchte ich euch sagen, dass eure Seite großartig ist und direkt darauf folgt mein eigentliches Anliegen und der Grund, warum ich das finde.
Ich wollte immer schon Polizist werden, das ist Klischée, ich weiß. Aber ich stehe mit Herz und Blut hinter dem Beruf und dem großen Ganzen, das dahinter steckt. Ich freue mich unglaublich bald endlich meinen Dienst auf der Straße versehen zu dürfen.
Zeitgleich bin ich momentan unglaublich deprimiert. Ich sehe sehr viele Nachrufe zu verstorbenen Kollegen im Internet, zuletzt den der Kollegin Kiesewetter. Es ist, wie gesagt, großartig, dass ihr das macht. Mir ist aber aufgefallen, das in anderen Ländern, gänzlich anders mit dem Tod eines Polizisten umgegangen wird.
In den USA, den Philippinen, Österreich und und und… wird ein solches Ereignis nicht nur durch die Polizei wahrgenommen, sondern oft, vor allem in den USA, bekommt die Bevölkerung bewusst solch ein Ereignis mitgeteilt und die Anteilnahme scheint nicht nur größer, sie wird auch deutlicher zum Ausdruck gebracht.
Während in Deutschland scheinbar ein drei Minuten Report im Fernsehen ausreicht, finden anderswo groß angelegte Bestattungen der verstorbenen Kollegen statt. Es wird viel größer zelebriert. Riesige Konvois, die den verstorbenen durch Straßen, umrandet von Bürgerinnen und Bürgern, zu seiner Ruhestätte fahren. Öffentliche Bestattungen mit Nationalhymne, Polizisten aus verschiedenen Gebieten reisen an um dem Kollegen die letzte Ehre zu erweisen.
Ich finde diese Art damit umzugehen großartig und gerechtfertigt.
Eine Fahne auf dem Sarg, ein letzter Funkspruch und vieles mehr sind gängige Statuten.
Wieso nicht bei uns?
Nicht, dass wir den Beruf wegen so etwas ausüben, aber das Verhältnis ist deprimierend. Die vermeintliche Wertschätzung, auch wenn das Umdenken der Menschen gegenüber der Polizei meiner Meinung nach langsam positiv erfolgt, ist geringer. Wie kommt es, das es woanders so zelebriert wird und es hier bei uns…scheinbar untergeht?
Da stirbt ein Mensch für die Sicherheit anderer. Sätze wie “Er gibt sein Leben für das unserer sicheren Gesellschaft” werden belächelt oder überspitzt genannt. In den USA ist das hingegen gängige Ansichtsweise.
Ich wollte euch mal zu eurer Ansicht dazu fragen, ihr seid ja schon eine Weile dabei und ich bin frisch 🙂
Beste Grüße
Der Autor ist uns namentlich bekannt, möchte jedoch anonym bleiben. Der Leserbrief gibt seine persönliche Meinung wider.