Leserbrief: Kindesmisshandlung – Helfer hilflos
Wir haben heute die folgenden Zeilen im Mailfach vorgefunden. Über die schockierenden Einzelheiten des Vorfalles sind wir im Bilde. Zum Schutz aller Beteiligten werden diese, wie auch die Namen, nicht veröffentlicht.
—————–
Einsätze die an die Substanz gehen
Leider gibt es immer wieder Einsätze, bei denen wir Männer eigentlich schon von Anfang an die Falschen sind, die zum Einsatzort fahren.
Mein bester Freund und Kollege hatte vergangene Woche einen Einsatz, der ihn immer noch beschäftigt. Er schläft kaum, denkt viel nach. Ich sehe in seine Augen und weiß, er denkt an das 14-jährige Opfer.
Auch wenn er lacht und Witze reißt, weiß ich, dass er in diesem Moment auch an sie denkt. Manchmal fühlen wir uns so hilflos und schwach, obwohl wir schon starke Kerle sind (möchte ich mal behaupten). Es ist für uns nicht einfach zu warten bis eine Kollegin da ist.
Wir würden sehr gerne das Opfer in den Arm nehmen und trösten. Ihm vermitteln, dass nicht alle Männer Schweine sind. Ihr beistehen, aber wir wissen auch genau, dass es für das Opfer schwer oder unmöglich ist, dies zuzulassen.
Man weiß selbst nicht: Was tun?! Und die Wartezeit wird umso länger.
Gestern habe ich meinem Freund geraten sich Hilfe zu holen, weil er wirklich darunter leidet, dass er ihr nicht helfen konnte. Er sagt, dass es ihm gut geht. Aber seine Augen spiegeln seine Seele. Sie sprechen Bände. Für uns sind Einsätze mit Kindern mitunter die Schlimmsten und wenn sie dann noch missbraucht wurden von einem Menschen, dem sie eigentlich vertrauten, da er zur Familie gehört, möchte man am liebsten um sich schlagen.
Ich weiß, dass er das auch wieder verkraftet, nur im Moment ist es belastend. Wie so viele Einsätze zuvor. Es wird immer wieder. Aber genau solche Fälle wandern nur in den Hintergrund und kommen irgendwann wieder hoch. Dann muss man mit den Bildern klarkommen. Das tun wir auch. Müssen wir auch. Denn der nächste Einsatz wartet und genau dort haben wir wieder zu funktionieren um professionell zu bleiben.
Bitte denkt einfach daran, dass der Kollege, der euch vielleicht gerade kontrolliert und nicht ganz so entspannt ist, dass er so einen Einsatz hinter sich haben könnte. Denn auch wir haben Gefühle, die wir nicht auf Knopfdruck abstellen können.
—————–
Wir wünschen dem Kollegen, dass er den Vorfall verkraftet und sich, wenn notwendig, auch die Hilfe und Unterstützung bekommt, die er braucht!
Auch dem Missbrauchsopfer wünschen wir das Allerbeste, damit es trotz dieser Tat ein normales Leben führen kann!
Es wäre das Beste, wenn er sich in Behandlung geben würde. Er konnte aber nicht helfen und darf es ja auch nicht. Das Mädchen hätte es auch nicht gewollt. Deshalb wäre es auch gut, meiner Meinung nach:
Wenn man immer eine Frau und ein Mann zusammen einsetzen würde.