Prävention: Mit Auge, Ohr und Wort am Bürger, ohne das etwas passiert ist

29. Oktober 2017 um 21:40

Prävention: Mit Auge, Ohr und Wort am Bürger, ohne da etwas passiert ist

Ein Statement

Die Polizei braucht mehr Personal. Ja, wer weiß es nicht.

Selbst die Politik hat, nach mehr als zehn Jahren, bemerkt, dass da irgendwie irgendwas nicht in Ordnung ist bei den deutschen Polizeien. Plötzlich wollen alle mehr Personal und bessere Bedingungen für die Polizeien. Etwas überraschend, allerdings nicht die Tatsache, dass die Polizeien sich in dem heutigen, teils desolaten, Zustand befinden, sondern die Tatsache, dass der Politik diese heutigen Zustände schon sehr sehr lange Zeit vorausgesagt wurden und erst JETZT offensichtlich der Groschen so langsam fällt.

Schon vor vielen Jahren wurde der Politik gesagt, dass die geburtenstarken Jahrgänge, heuer und schon seit ein paar Jahren stattfindend, in Pension gehen werden und dass man dies nicht mit den schwachen Einstellungszahlen wird ausgleichen können. Wurden diese Rufe gehört? Ich unterstelle ja, aber man hat sie schlicht und ganz bewusst, zugunsten eines “schlankeren” Staates, ignoriert.

Gesellschaftliche Entwicklungen, die demographische Veränderung auch innerhalb der Polizeien, Überalterung, Berufsunzufriedenheit aufgrund immer größer werdender Belastung, all dies war egal, denn unbekannt waren diese Dinge nicht.

Billiger musste es werden.

Sicherheit als Tatsache, aber auch gefühlte Sicherheit, verträgt sich schlicht nicht mit dem Begriff “billig”! Wenn die Polizei in allen Bereichen dem Übeltäter hinterher rennt, dann gibt es eben weder das Eine, noch das Andere.

Prävention…

Älteren Kollegen dürfte dies noch ein Begriff sein, ist heute fast schon ein nostalgischer Begriff aus längst vergangenen Zeiten. Denn mal ein Tag der offenen Tür hier oder ein neckischer ultramoderner Twittergruß da, sind mehr Ausdruck einer Falschauslegung des Begriffs und sie sind eben nur sporadisch, wenn auch trotzdem wichtig im Internetzeitalter.

Den jüngeren Kollegen mag man den Begriff erklären, nur fehlen mittlerweile ja die praktischen Beispiele (fast). In Zeiten der Schließung von Revieren, der chronischen Personalnot, der Überstundenberge und der nur noch sporadischen Möglichkeit der auch ausgedehnten Streifenfahrt oder des Streifenganges, geht nämlich das Fundament der Prävention verloren bzw. ist dieses weit verbreitet schon verloren gegangen.

Es handelt sich bei dem Fundament vor Allem um den persönlichen Kontakt zum Bürger und damit zu denjenigen, weswegen wohl fast alle Polizisten diesen Beruf ergriffen haben.

Wer von uns ist schon wegen der suboptimal “schönen” Uniform Polizist geworden oder weil er eine Waffe tragen darf oder weil man in dem Beruf so oft von Familie und Freunden getrennt ist, weil man, wenn andere feiern, das Volksfest besuchen, zum Fußball gehen oder einfach mit Frau/Mann und Kind einen Spaziergang durch den Wald machen, stattdessen zur Schicht am Wochenende oder Feiertag fährt?

Nein, deswegen ist kaum jemand von uns Polizist geworden, sondern diese Dinge nehmen wir in Kauf, weil wir uns in den DIENST FÜR MENSCHEN stellen wollten/wollen.

Dieser vom Aussterben bedrohte Kontakt ist der Grundpfeiler von Prävention. Wo kann man Unrecht eher verhindern als wenn man das Ohr und den Blick und das Wort beim Bürger hat und zwar ganz ohne das etwas passiert ist?

Wer miteinander redet lernt sich kennen, aus unbekannt und anonym wird bekannt und vertraut und das ist der beste Schutz den man sich vorstellen kann!
Nur, wo gibt es das noch als regelmäßiges Erlebnis? Ich kenne das seit vielen Jahren so nicht mehr.

Daher ist die Politik dazu verpflichtet und zwar ohne Wenn und Aber, die Polizeien wieder in einen Zustand zu versetzen, der den zwanglosen Kontakt, das unverfängliche Gespräch und auch mal den gemeinsamen Kaffee oder die Bockwurst “anner Bude” wieder möglich macht und zwar als Selbstverständlichkeit und nicht als halbjährliches, mit Plakaten und Pressevertretern, zelebriertes Highlight.

Alle Polizeien der Länder und die Bundespolizei brauchen mehr Personal – und zwar weit mehr als die kolportierten 16.000 oder auch die 20.000, die immer wieder genannt werden.

Um Prävention wieder in der Form möglich zu machen, wie ich sie zuvor beschrieben habe und um den Veränderungen in der Welt und damit auch in Deutschland wieder gerecht werden zu können, damit unsere Bürger wieder vertrauen können, uns SEHEN, uns HÖREN und mit uns SPRECHEN können, brauchen wir sicherlich 50.000 gute Polizisten und Polizistinnen mehr.

Auch wenn es sich pathetisch anhören/lesen mag, ist es dennoch wahr. Letztlich sitzen wir alle in einem Boot, Bürger und Polizei und nur wenn wir, die Polizei und alle anderen “Schützer”, so ausgestattet werden, dass wir für den Bürger da sein können, und zwar so, wie er es verdient hat, kann unser Boot den Kurs halten.

Wir möchten der Fels in der Brandung sein, zusammen mit anderen, die sich den Schutz der Bürger auf die Fahne geschrieben haben, aber man muss uns auch lassen.

Ihr, unsere Politiker seid der Taktgeber im Auftrag des Bürgers und nur Ihr könnt letztlich bestimmen, ob Ihr uns, den Helfern des Bürgers, auch die Möglichkeiten geben wollt, Helfer sein zu können und zwar Helfer BEVOR ein Unrecht geschieht.

Prävention eben.