“Held von Mogadischu”: GSG9-Gründer Ulrich Wegener gestorben

3. Januar 2018 um 18:07

"Held von Mogadischu": GSG9-Gründer Ulrich Wegener gestorbenUlrich Wegener war Polizist durch und durch. Nachdem er in Baden-Württemberg als Polizist eingestellt wurde, entschied er sich später für den damaligen Bundesgrenzschutz und sollte eine wichtige Rolle spielen, denn er gründete die erste Spezialeinheit Deutschlands. Wegener starb nun mit 88 Jahren.

Ulrich Wegener wurde 1929 in Brandenburg geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Teilung Deutschlands war er Kritiker des DDR-Regimes und verteilte Flugblätter in Berlin, wofür er von der Staatssicherheit für ein Jahr ins Gefängnis verbannt wurde.

1952 floh er zunächst nach West-Berlin und begann noch im selben Jahr seine polizeiliche Laufbahn als Polizeiwachtmeister in Baden-Württemberg. Mangels ausreichender Aufstiegsmöglichkeiten bewarb er sich zeitgleich beim damaligen Bundesgrenzschutz (heute Bundespolizei) und der Bundeswehr. Nachdem er beide Aufnahmeprüfungen bestanden hatte entschied er sich 1958 für den BGS.

1959 bestand er den Lehrgang der Offiziersschule in Lübeck und wurde zum Leutnant im BGS befördert. Im weiteren Verlauf seiner Laufbahn war er unter anderem Hundertschaftsführer der 15. Hundertschaft der 2. Grenzschutzgruppe (15./GSG2), diente bei der NATO und war Verbindungsoffizier des BGS im Bundesinnenministerium.

Am 26. September 1972 bekam er den Auftrag eine Spezialeinheit im BGS zu gründen. Nach dem desaströsen Einsatzverlauf zur Befreiung der Geiseln beim Olympiaattentat in München 1972, bei dem die elf Geiseln, fünf Geiselnehmer und ein Polizist starben, wurde klar, dass es angesichts der terroristischen Bedrohung, auch durch die RAF, einer Spezialeinheit bedurfte.

So gründete Wegener die 9. Grenzschutzgruppe, kurz GSG9, die Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes und damals die erste Spezialeinheit Deutschlands. 1977 sollte dann der erste größere Einsatz für die GSG9 folgen, der nach vielen dramatischen Stunden erfolgreich beendet werden konnte. Nachdem die Lufthansa Maschine “Landshut” entführt worden war, um die in Haft sitzenden RAF-Terroristen frei zu pressen, landete die Maschine auf dem Flughafen in Mogadischu.

Wegener erhielt mit seiner GSG9 den Auftrag, die Geiseln zu befreien und mit Abschluss der “Operation Feuerzauber” konnten alle noch lebenden Geiseln befreit und die Geiselnehmer getötet werden. Die Sternstunde in der Laufbahn Ulrich Wegeners und der GSG9.

1979 gab er das Kommando der GSG9 ab und wurde Kommandeur des Grenzschutzkommandos West. Als Brigadegeneral im BGS ging er später in Pension und war weiterhin Berater in Sicherheitsangelegenheit und half vor allem im Ausland bei der Gründung von Polizeispezialeinheiten. Er war Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes.

Auch nach der Umbenennung des Bundesgrenzschutzes in Bundespolizei 2005, behielt die Spezialeinheit ihre Bezeichnung GSG9 bei, jedoch mit dem Zusatz “in der Bundespolizei” (kurz GSG9 BPOL).

Wegener lebte zuletzt in Windhagen (Rheinland-Pfalz). Er war verwitwet und hatte zwei Töchter. Seiner Familie ist es oft schwer gefallen, den Ehemann und Vater bei seinen vielen Einsätzen und Auslandsmissionen zu entbehren. Wie er in einer Reportage eingestand, war auch die Bedrohung durch den Terrorismus Familienthema, denn er wusste oft nicht wann ein Einsatz kommt, wo es hin geht, wie lange der Einsatz dauert und ob er gesund wieder zurück kehrt. Aber er war Polizist und tat das, was er tun musste.

Ulrich Wegener starb am 28. Dezember 2017 im Alter von 88 Jahren.

Ruhe in Frieden, lieber Ulrich! Wir werden dich nicht vergessen…