Gedanken eines Polizisten: Wenn eine Gesellschaft immer rücksichtsloser wird
“Gerade im Straßenverkehr ist diese Rücksichtslosigkeit besonders zu spüren. Barken, Absperrungen werden teilweise zur Seite geräumt, weil man genau diese Straße benutzen MUSS, um weiterzukommen – weil man dort immer entlang fährt.
Es wird halb über Gehwege gefahren, Fußgänger werden zur Seite gehupt oder einfach abgedrängt.
Aber dies betrifft nicht nur PKW- und LKW-Fahrer, sondern auch Radfahrer und Fußgänger. Als Autofahrer fordert man selbst, dass Fußgänger grundsätzlich an der roten Ampel stehen bleiben, aber selbst tut man dies nicht. Es wird bei Rot gelaufen oder gefahren, Radfahrer werden geschnitten. Diese wiederum interessieren auch keine Regeln.
Feuerwehr- und Rettungskräfte werden angegriffen, weil sie im Einsatz auf der Straße stehen und man daran nicht vorbei kommt. Aber anstatt die nächste Straße zu benutzen wird gemotzt, gezetert oder die Helfer werden angegriffen. Aber ist man selbst Opfer, kann die Hilfe nicht schnell genug da sein und dann interessiert auch nicht mehr wo diese ihr Fahrzeug abgestellt haben.
Einsätze dieser Art häufen sich immer mehr. Eine Entwicklung die einen fassungslos und einfach nur wütend macht.
Immer mehr Beschwerden über gesperrte Straßen aufgrund von Asphaltreparaturen oder sonstigen Bauarbeiten gehen ein. Aber jeder will gute Straßen, Erdgasleitungen direkt vor’s Haus gelegt haben. Nur kaum einer möchte die dadurch entstandenen (vorübergehenden) Behinderungen in Kauf nehmen.
Was wir Polizisten für Diskussionen führen müssen, wenn eine Straße aufgrund eines Unfalles oder wegen anderen Behinderungen gesperrt ist, ist langsam mehr als erbärmlich.
Unsere Gesellschaft hat sich sehr verändert. Es ist eine Ellenbogengesellschaft geworden. Egoistisch bis zum geht nicht mehr. Die anderen interessieren einen nicht mehr, nur noch “Ich ich ich!” zählt.
Dies erlebt man aber auch beim Einkaufen. Es muss nur noch schnell gehen und wenn es dann doch etwas länger dauert werden die Verkäufer zum Prellbock und man lässt seinen Frust an diesen aus.
Fehler die begangen werden, werden nicht eingesehen. Stattdessen versucht man dann sein Gegenüber verantwortlich zu machen, weil es ja so einfach ist.
Menschlichkeit, Empathie gehen immer mehr verloren. Ganz ehrlich, es ist manchmal nur noch erbärmlich wie Menschen sich verhalten können. Alles wollen, aber ja nichts dafür tun müssen und jetzt bitte nicht wieder den Fehler woanders suchen…
Jeder Mensch ist für sein Verhalten selbst verantwortlich.”
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Der Kollege ist uns persönlich bekannt, möchte jedoch anonym bleiben.
Solche Berichte wie dieser hier machen mich fassungslos. Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Straßenmeisterei, … sind ja nicht zum Spaß unterwegs, sondern um zu helfen, oftmals sogar um Leben zu retten. Ich verstehe nicht, wie man so egoistisch sein kann diese Tatsache komplett auszublenden. Aber es passt in eine Zeit, in der sich Anwohner eines Krankenhauses über den Lärm des Rettungshubschraubers beschweren. Aber wehe, man ist selbst auf diese Hilfe angewiesen, dann kann es nicht schnell genug gehen.Ich habe leider keine Lösung parat Bewusstsein und Gelassenheit zu schaffen, aber genau das müssen wir als Gesellschaft wieder hinbekommen, hin zu mehr Mitmenschlichkeit und weniger Ellenbogen. Ansonsten sehe ich schon, dass diese Gesellschaft irgendwann „ausstirbt“, weil die Rettung „nur im Weg herum steht und den ‚wohlverdienten Feierabend‘ stört“.
Diese Gedanken teile ich, sie sind aktueller denn je.
Respekt birgt all die schönen Dinge wie: Rücksicht, Anstand, Verständnis, Vertrauen, Verlass & Wahrheit.
Wenn ihr Menschen mit diesen Eigenschaften kennt, vergesst nicht, wie wertvoll sie sind.
Mit ihnen fühlt ihr euch sicher und Idole sind rar.