Gedanken einer Polizistin: Dankbarkeit und Wertschätzung

6. April 2019 um 19:47

Gedanken einer Polizistin: Dankbarkeit und WertschätzungMach das Richtige, auch wenn niemand zuschaut. Das nennt man Integrität“. Davon abgesehen, dass das Richtige immer Definitionssache ist, ist es wichtig, Dinge nicht aus dem Grund zu tun, dass man von anderen Lob und Anerkennung bekommt, sondern dass man es aus Überzeugung machen sollte. Immer. Auch wenn niemand dabei ist, der deine gute Tat loben kann.

Dennoch schließt das eine andere Sache nicht aus: Es macht uns natürlich glücklich und bestärkt uns, wenn wir doch ab und zu mal ein „Danke“ hören. Wir sollten unser Verhalten zwar nicht davon abhängig machen, aber – und das müssen wir uns wohl alle eingestehen – es tut gut. Was meine ich damit konkret? Hier ein kleines Beispiel:

In meinem Praktikum bei der Feuerwehr gab es einen Schlüsselmoment:

Die Rettungsdienste in Berlin bestehen ja nicht nur aus Beamtinnen und Beamten der Feuerwehr, sondern auch andere Rettungsdienste, wie das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter und viele mehr, tragen auch ihren großen Teil dazu bei. Während die Feuerwehr nur Notfälle und Transporte über 112 fährt, kümmern sich die anderen Hilfsorganisationen auch um die private Pflege der Patientinnen und Patienten, machen Hausbesuche und vieles mehr.

Letzte Woche sind wir zu einem Einsatz gefahren. Ein Mitarbeiter des DRK hatte uns alarmiert, da er bei einem Hausbesuch (ohne Möglichkeit des Transports) seinen Patienten auf dem Boden liegend vorfand. Er war gestürzt und konnte sich nicht mehr eigenständig bewegen. Als wir den Patienten dann mit geballten Kräften aus dem fünften Stock in den Rettungswagen bringen wollten, packte er tatkräftig mit an. Somit mussten wir keine Tragehilfe anfordern und konnten den Patienten ohne lange Wartezeit sofort ins Krankenhaus transportieren. Unten angekommen schwitzen wir alle ordentlich. Das war unser Job – klar.

Im Krankenhaus angekommen trafen wir einen Kollegen und Vorgesetzten des DRK Mitarbeiters, der ebenfalls gerade eine Patientin ins Krankenhaus transportiert hatte. Und obwohl die Mithilfe des DRK Kollegen so selbstverständlich schien, bedankten sich die beiden Kollegen von der Feuerwehr noch einmal deutlich bei seinem Vorgesetzten. Es schien „ganz normal“ ja, aber wieso sollte man deshalb nicht trotzdem mal ein „Danke“ aussprechen? Sein Vorgesetzter rief auch sofort nochmal bei dem Kollegen an und sprach das Lob aus und auch von ihm kam dadurch erneut eine Wertschätzung für seine Arbeit.

Was ich damit sagen will?

Es sind die kleinen Dinge im Leben, die einen motivieren und einen immer einen Schritt weiter bringen. Natürlich sind viele Dinge selbstverständlich und auch angebracht. Aber dennoch ist es schön, dafür ein Lob zu bekommen – zu merken, dass man etwas richtig gemacht hat und es auch bemerkt wurde. Der DRK Kollege hat nicht geholfen, um ein Lob zu bekommen – er hat es aus Überzeugung gemacht. Aber dass er im Umkehrschluss TROTZDEM eine Wertschätzung dafür erhalten hat, ist eben doppelt schön.

Und genau darüber habe ich oft nachgedacht. Sehen wir manchmal Dinge als zu selbstverständlich an? Würde etwas Wertschätzung Personen oder Taten gegenüber uns selbst vielleicht nicht auch ein gutes Gefühl geben?

Je direkter wir Dinge ansprechen, desto bewusster werden sie uns auch selbst. Ein aktives „Danke“ macht uns viel deutlicher, was die Person gerade getan hat – für uns, für jemand anderes etc.

Oft leben wir nebeneinander her und bemerken die guten Taten anderer nicht. Weil wir dazu neigen, uns auf das Negative zu stürzen. Wir meckern viel. Negativem schenken wir tendenziell mehr Aufmerksamkeit. Doch das ist genau der falsche Weg. Man sieht es in der Presse.

Wird jemals über gute Dinge berichtet? Nehmen wir alleine das Beispiel Polizei: Es wird immer nur über Fehltritte berichtet. Negativschlagzeilen verkaufen sich besser. Und wieso? Weil wir es lieben, uns über Dinge aufzuregen. Und je mehr schlechte Nachrichten man über die Polizei ließt, umso mehr verfestigt sich der Gedanke, dass die Polizei alles falsch macht.

Sagt mal jemand Danke?

Natürlich gib es auch dankbare Menschen, aber der Großteil – bzw. der Teil, der laut wird – der meckert. Schreibt die Presse mal über erfolgreiche Einsätze und über Leben, die gerettet wurden? Selten – weil darüber redet man nicht so lange. Aber wieso nicht? Wertschätzung gegenüber Menschen, die täglich ihr Leben riskieren um diese Stadt/Land/Welt sicherer zu machen und um Gefahren abzuwenden – ist das so schwer?

Während diese negativen Schlagzeilen auch für Unzufriedenheit innerhalb der Behörde sorgen, könnte es ganz anders aussehen. Ein „Danke“ im Einsatz zu hören, das kann Berge versetzen. Und dabei rede ich nicht nur von Vorgesetzten, die ihren Mitarbeitern ihre gute Arbeit anerkennen, sondern auch von Bürgern, denen man im Einsatz begegnet.

Dankbarkeit von Fremden zu erfahren ist ein unfassbar schönes Gefühl. Und während das schon eine „sehr große“ Aufgabe ist (oder zu sein scheint, obwohl es so einfach ist), kann man auch mit kleinen Dingen anfangen. Denn genau das ist der Punkt: Kleinigkeiten.

Selbstverständliche Dinge wertzuschätzen gibt dem Leben einen ganz neuen Glanz. Es ist für dich selbstverständlich, dass dein Freund dich abholt, wenn ihr verabredet seid? Sag mal „Vielen Dank fürs Abholen“ und schaue was passiert. Deine Tochter vergisst manchmal, nach dem Essen ihr Geschirr mit in die Küche zu nehmen? Versuch es mal mit einem „Danke, dass du dein Geschirr mitgenommen hast“ – wenn sie es macht, statt einem „man du hast dein Geschirr schon wieder stehen lassen“-Gemeckere, wenn sie es mal vergisst.

Deine Frau kocht immer Abends für dich, weil sie nicht so lange arbeiten muss wie du und sie deshalb mehr Zeit hat? Das ist für dich selbstverständlich aber wie wäre es mal damit, dass du sie zum Essen einlädst, damit du ihr zeigst wie dankbar du bist, dass sie das immer für dich macht? Anstatt über deine Freundin zu meckern, dass sie mal wieder Überstunden machen musste, zeige ihr, wie dankbar du für die gemeinsame Zeit bist, die ihr verbringen dürft.

Anstatt sich auf das Negative zu konzentrieren, arbeite ich gerade daran, die Positiven Dinge in den Vordergrund zu schieben. Denn je bewusster man sich die positiven Dinge macht, umso mehr verliert alles Negative an Bedeutung. Und das ist mein Ziel. Ich will noch dankbarer werden und Dinge mehr wertschätzen – in jeglicher Hinsicht.

Ich will mich nicht mehr darüber aufregen, dass Menschen blöd zu mir sind und dumme Sprüche raushauen. Ich will mich darauf konzentrieren, dass sich Leute über meine Taten freuen und das wertschätzen, was ich tue. Ich will mehr Danke sagen an die, die an mich glauben und mich weniger von denen beeinflussen lassen, die mich scheitern sehen wollen. Und ich will diesen Gedanken weitergeben. Deshalb wollte ich es in einem Text mit euch teilen.

Seid die Veränderung, die ihr euch für diese Welt wünscht.

Man muss selbst den ersten Schritt machen, bevor möglicherweise andere nachziehen. Und selbst wenn nicht, dann wisst ihr zumindest für euch selbst, dass ihr durch eure eigene Veränderung ein Stück besser seid, als ihr es gestern noch wart – so ist es mit allem im Leben. Auch hier gilt: tut es für euch und erwartet es nicht automatisch von anderen.

Sich diese Dankbarkeit anderen gegenüber bewusst zu machen, sie auszusprechen, wird auch euch glücklich machen.