Auf ein Wort: Von Patches auf der Uniform
Wie wir bereits berichteten, fand am vergangenen Wochenende im sächsischen Ostritz ein Rechtsrockkonzert statt. Bürger und das politisch gegenüberliegenden Lager hatten dagegen mobil gemacht und so waren Einsatzkräfte der Polizei Sachsen und der Bundespolizei im Einsatz.
Am Rande dieses Einsatzes kam es zu einem Vorfall, der nicht nur kritisiert wird, sondern auch gerne zur Diffamierung genutzt wird. Auf Twitter postete ein User das Bild eines Polizisten. Kahlköpfig, mit imposantem Vollbart, Sonnenbrille auf, stand er dort mit den Händen an der Koppel.
Soweit, so gut – hätte der Kollege nicht auch noch zwei Patches (Abzeichen) an seiner Uniform getragen und die Gemüter erhitzt. Und so fragte der User auf Twitter:
Die Intention ist klar und unterstellt dem Kollegen sogleich eine Gesinnung, die ansonsten von nichts getragen wird, als dem bloßen Verdacht. Zugegeben, uns waren diese Patches bislang gänzlich unbekannt und so mussten wir uns belehren lassen, was sie zu bedeuten haben.
Auf dem ersten Patch ist ein Helm zu sehen, an dessen unterem Rand zwei Schwerter gekreuzt sind. Darunter stehen die Worte „Molon labe“ in altgriechisch, was übersetzt so viel heißt wie „Komm und hol sie dir“. Der Spruch geht auf König Leonidas I. von Sparta zurück, der bei der Schlacht bei den Thermopylen gegen Xerxes I. von Persien etwa 480 vor Christus, als Letzterer die Niederlegung der Waffen forderte, Ersterer mit diesem Spruch geantwortet haben soll.
Es ist also ein Ausdruck dafür, dass man nicht kampflos aufgeben wird. An und für sich ein nobles Motto und nur ein anderer Ausdruck für „aufgeben ist keine Option“. Selbst in der heutigen Zeit wird dieser Spruch von griechischen und amerikanischen Streitkräften genutzt. Da aber auch in der rechten Szene dieser Ausspruch teils genutzt wird, wird dem Kollegen eine rechte Gesinnung unterstellt.
Und auch der zweite Patch wird in dieser Richtung gedeutet. Auf diesem zu sehen ist das Zeichen der Kreuzritter, verbunden mit dem lateinischen Spruch: „Recte Faciendo Neminem Timeas„, was bedeutet „Tue recht und scheue niemanden“. Auch dies, für sich genommen, ist kein Grund für irgendwelche Unterstellungen, ist doch die Aufforderung „Recht zu tun“ nichts anderes, als sich an Recht und Gesetz zu halten und moralisch nichts Verwerfliches zu tun.
Doch auch dies wird als Bestätigung gesehen, dass der Polizist nur rechtsradikal sein könne, da auch diese Symbolik gerne in rechten Kreisen genutzt wird und sich rechtsradikale Kriminelle auf die Kreuzritter und deren Mythos berufen.
Und so wird der Kollege als „Nazibulle“ diffamiert und die gesamte Polizei Sachsen gleich mit, da man dort davon ausgeht, dass der Polizist nur stellvertretend für eine Polizeiorganisation stünde, die rassistisch und rechtsradikal sei.
Wir kennen die Motivation dieses Kollegen nicht und können daher nicht sagen, warum er sich diese Patches an die Uniform geheftet hat. Letzten Endes muss er sich selbst dafür verantworten, denn die Polizei Sachsen hat sich nach diesem Tweet sofort darum gekümmert.
Wie man dort erfährt, handelt es sich nicht um einen Kollegen der Polizei Sachsen, sondern der Bundespolizei. Er wurde von der Einsatzleitung aufgefordert, die besagten Patches abzulegen, was dieser auch tat. Zudem stellte die Polizei Sachsen fest: „die Patches sind strafrechtlich nicht relevant“. Es könne sich aber um einen Verstoß gegen die Bekleidungsvorschriften handeln. Darum kümmere sich die Bundespolizei selbst.
Und auch die hat mittlerweile auf Twitter reagiert und festgestellt, dass es sich um private Patches handele, die von dem Kollegen ohne Genehmigung getragen wurden. „Der Sachverhalt wird dienstrechtlich geprüft“, heißt es dort abschließend.
Unser Rat an alle Kolleginnen und Kollegen:
➡️ Überprüft gewissenhaft, welche Patches ihr an der Uniform tragt.
➡️ Beachtet die jeweils geltenden Vorschriften zum Tragen der Dienstkleidung.
➡️ Gebt weder Bürgern, noch der Polizeiführung, Grund zur Kritik oder der Unterstellung einer bestimmten Gesinnung, selbst wenn es nicht den Tatsachen entspricht. Das befreit euch vor solchen Diffamierungen und auch vor dienstrechtlichen Konsequenzen.
Allerdings möchten wir an dieser Stelle dieser Diskussion etwas entgegen setzen. Das Tragen von Patches an der Uniform ist nicht neu und nicht per se schlecht. Neben dem offiziellen Hoheitsabzeichen, welches den Polizisten nach außen hin als Vertreter des Staates legitimiert, tragen Polizisten auch andere Abzeichen an ihrer Uniform.
Dies beginnt zum Beispiel mit einem Blutgruppenpatch, wie ihn auch besagter Kollege trägt, und geht über Verbandsabzeichen (zum Beispiel BFE, Diensthundeführer, Einsatzhundertschaft XY, Revier/Abschnitt/Inspektion XY) und Abzeichen bestimmter (Groß-) Einsätze die oft ebenfalls nicht offiziell ausgegeben wurden. In aller Regel dürfen diese von Polizisten privat beschafften Patches nicht an der Uniform getragen werden, obwohl es auch hier teils Ausnahmen gibt oder aber vom Dienstherrn geduldet werden.
Und dann gibt es noch allerlei Möglichkeiten die Thin Blue Line zu tragen. Ob als Patch oder als Armband, ist es ein Zeichen der Solidarität aller Polizisten weltweit untereinander. Die blaue Farbe repräsentiert die couragierte Leistung der Polizistinnen und Polizisten. Der schwarze Hintergrund erinnert an die Kolleginnen und Kollegen, die im Dienst verletzt oder getötet wurden. Die Linien in Schwarz und Blau symbolisieren die Barriere zwischen legalem Handeln, welches wir schützen, und illegalem Handeln, welches wir bekämpfen.
Auch oben genannter Kollege trägt auf dem Bild ein Thin Blue Line-Armband und Kritiker unterstellen ihm, neben den getragenen Patches, auch hiermit, seiner rechten Gesinnung Ausdruck zu verleihen, da er damit der sogenannten „Blue Live Matter“ Bewegung Tribut zolle.
Auch hier sollte man sich erst mit der Materie beschäftigen, bevor man falsche Behauptungen aufstellt. Die „Blue Lives Matter“ Bewegung entstand, als vor wenigen Jahren in den USA mehrere farbige Personen durch Polizisten im Einsatz erschossen wurden und man rassistische Motive unterstellte. Es gab Demonstrationen und Ausschreitungen in mehreren amerikanischen Städten und die „Black Lives Matter“ Bewegung gründete sich
Es folgten teils grundlosen Übergriffe auf Polizisten, weil man allen Polizisten auf Grund dieser Vorfälle Rassismus unterstellte. Es gab teils schwer verletzten Polizisten. Daraufhin gründete sich die „Blue Lives Matter“ Bewegung, die nichts anderes aussagen wollte, als dass auch Polizistenleben einen Wert haben und geschützt werden müssen, genau wie das andere Pendant, was sich auf „die Schwarzen“ bezieht.
Wie dem auch sei, in der Zwischenzeit nutzten verschiedene Cops diese Bewegung, um sie für rassistisches Gedankengut als Ausdruck zu nutzen und deswegen ist diese Bewegung aus gutem Grund unter den amerikanischen Polizisten umstritten.
Jedoch ist diese Bewegung noch recht jung, die Thin Blue Line hingegen ist schon viele Jahre älter. „Blue Lives Matter“ und die Thin Blue Line haben nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun, außer die Verwendung der Farbe Blau, die stellvertretend für das Uniformblau steht. Es ist daher völliger Blödsinn zu behaupten, der Kollege in Ostritz stünde einer rassistischen Organisation nahe, weil er das Armband trägt.
Die Thin Blue Line ist vollkommen unpolitisch und wer dieses Zeichen der Solidarität und Verbundenheit für irgendwas hält, was es nicht ist, hat einfach nur keine Ahnung und sollte sich mit einer solchen Behauptung zurück halten.
Wie gesagt, wir wissen nicht, als welchem Grunde besagter Kollegen die Patches angelegt hat. Wir kennen ihn nicht und wissen nicht, wie er so denkt und welche Überzeugungen er hat. Doch für Polizisten gilt auch hier erst einmal die Unschuldsvermutung – übrigens ein Menschenrecht der EU-Menschenrechtskonvention, welches man mit dem Anlegen der Uniform nicht verliert. Da das Tragen der Patches keine strafrechtliche Bedeutung hat, ist es allenfalls ein Verstoß gegen die Bekleidungsvorschrift.
Diese überhitzte Aktion dient also nur dazu, den Kollegen und gleich die ganze Polizei Sachsen zu diffamieren, obwohl der Kollege Bundespolizist ist. Es geht also nur um Provokation und Diffamierung am Rande einer rechtsradikalen Veranstaltung – und die ist, mit Verlaub, unter aller Sau!
Ja als schön und gut. Aber es handelt sich hier um eine Dienstkleidung und Patches in dienstlichen Umfeld. Nicht um einen Platz für Mode oder Gesinnungs-Acccessoires.
Da kann der Zweck des patches für einige noch so nobel sein. Es ist Privatkram.
Und der – wie so oft – martialische Unterton der Patches macht deren legitimität zumindest strittig und in der Häufung zudem doch fragwürdig.
Wem dass nicht gefällt kann gern mal bei Berufssoldaten oder Berufsfeuerwehr fragen, was die von privaten Aufklebern auf Einsatzkleidung halten.
Ich habe einen der Artikel gelesen und auch mir ist die Pauschaliserung auf die gesamte Polizei sauer aufgestoßen. Aber was mich auch stört, ist dass hier immer so argumentiert wird als ob es dieses Problem nicht gibt Es sind alles arme Unschuldslämmer, die von der bösen Presse verleumdet werden.
Ich denke dass der betreffende Kollege die Patches ganz bewusst und aus genau dem Grund angelegt hat, um ein Signal zu senden Auf einem Rechtsrock Konzert. Alles andere ist doch wohl ein bisschen naiv. Und es gibt ein Problem mit rechter Gesinnung in der Polizei. Ich will hier noch nicht von rechtsextrem reden. Es sind vielleicht nicht viele, aber sie sind da, so wie auch in der gesamten Bevölkerung. Und das macht mir Sorge. Mag sein dass ich ein bisschen sensibel bin, mein Opa ist im KZ gestorben. Ich möchte keine Polizei, die Drohbriefe an missliebige Personen oder ihre Kinder verschickt. Und dabei ist es egal, ob der Beamte den Brief selbst geschickt hat oder nur die Adresse rausgesucht hat.
Und ich erwarte von Euch, dass ihr aufeinander achtet. Es ist nicht die Frage darauf zu achten welche Patches erlaubt sind sondern welche Gedanken und Einstellungen ihr habt . Und dass auch thematisiert wird, wenn jemand gegen humanitäre Grundsätze verstößt – nicht gegenüber der Presse sondern im Team.
Ihr habt einen zutiefst humanistischen und menschlichen Beruf. Hilfe und Schutz für die Schwachen zu geben. Und ich habe großen Respekt vor Euch und Eurer Leistung Lasst Euch nicht von den Rechten Rattenfängern verführen, die vorgeben, einfache Antworten in einer komplexen Welt zu geben. Wo das hinführt haben wir in Deutschland schon einmal gesehen . Die Probleme lösen sich nicht dadurch dass man auf Juden, Muslime oder Ausländer einschlägt. Lasst nicht zu dass ihr die humanistische Grundeinstellung verliert. Und ich bin durchaus kein blauäugiger Gutmensch der die Probleme nicht sieht. Nur Gewalt ist keine Lösung.
Bleibt Mensch, stützt euch gegenseitig und lasst Euch nicht provozieren. Es gibt noch viele anständige Menschen in der Welt auch wenn ihr meist mit den andern zu tun habt. Lasst nicht zu, dass die Gewalt, mit der ihr zu tun habt, auf Euch abfärbt. Ich möchte eine Polizei , der ich vertrauen kann und die sich von den Verbrechern unterscheidet, die mich schützt egal welche Hautfarbe, sexuelle Orientierung oder politische Einstellung ich habe . Alles andere würde mir Angst machen.
Liebe Antje, schließe mich einfach mal Ihren Worten an, denn so gut hätte ich es nicht ausdrucken können.
Alleine eine Uniform flösst mir Respekt ein und wenn einige schwarze Schafe dieses Vertrauen zunichte machen wollen, wäre es ein immenser Verlust für alle, wenn Sie dabei erfolgreich wären.
Zu wissen, wie jetzt kürzlich bekannt wurde, dass SEK Beamte Munition bunkern lässt wohl die Zivilgesellschaft stark an der Instituition als solches zweifeln. Ein flaues Gehfühl wird bleiben.
Umso wichtiger wäre ein Zeichen seitens der Polizei, das die Bevölkerung sich nicht Sorgen muss.
Wünsche euch alles Gute,
Tanja
Ich verstehe die Aufregung in keinster Weise.
Auf diesen Patches steht nichts, aber auch gar nichts anstößiges.
Ein Patch drückt aus, dass der Träger nicht aufgibt.
Dieser (Bundes)Polizist schützt mich, meine Familie und alle Menschen im Land. Danke!
Der 2 Patch…“Tue Recht Und Scheue Niemand“, wer, wenn nicht die Exekutive sollte sich an diesen Wahlspruch halten???
Das Emblem zeigt den Schutzpatron der Polizisten und Soldaten, den Heiligen Michael.
Helm, Schwert, Schild mit Michaelskreuz.
Auch da gibt es nichts zu deuten.
Das Armband zeigt die Solidarität mit den Polizisten weltweit. Gibt es in Rot für Feuerwehr und in Weiß für den Rettungsdienst.
Irgendwie auch kein Problem.
Noch mal, vielen Dank an alle Einsatzkräfte dort draußen, die trotz Schmähungen, Beleidigungen und Geringschätzung der Bürger genau diese Schützen und jeden Tag ihre körperliche, psychische und seelische Integrität für uns aufs Spiel setzen.
Christian