Shitstorm in sozialen Medien: Videoschnipsel sollen “Polizeigewalt” belegen und zeigen nur die Hälfte

29. Juli 2019 um 20:22

Shitstorm in sozialen Medien: Videoschnipsel sollen "Polizeigewalt" belegen und zeigen nur die HälfteVielleicht habt ihr das Video auch schon gesehen, um das es hier geht, oder vielmehr die Videoschnipsel. Man kann sich dem kaum entziehen, weil irgendwer im Freundeskreis irgendwie darauf reagiert hat. Fluch und Segen der sozialen Netzwerke… Und es kommt einem fast so vor, als ob sich diese Fälle häufen, weil diese Netzwerke perfekt für solche Aktionen sind.

Am vergangenen Samstag ist es auf der Zeil in Frankfurt am Main (Hessen) zu einem Polizeieinsatz gekommen. Eine Schlägerei war vor einem der bekannten Clubs gemeldet worden. Eine Streife des 1. Reviers befand sich im Einsatz, als die Situation eskalierte.

Die halbe Wahrheit: Was das Video zeigt

Es sind verschiedene Videobruchstücke, die im Netz kursieren, keine davon viel länger als eine Minute, eher wesentlich kürzer. Man sieht, wie Polizisten mehrere männliche Personen an eine Glasfassade gestellt hat und diese kontrollieren möchte. Einer der Beamten versucht gerade eine Person zu überwältigen und man sieht, er hat es nicht einfach.

Ein Kick vom Polizisten mit dem Knie in Richtung Magen, doch die Person wehrt sich weiterhin. Der Widerstand bleibt ungebrochen.

Ein Polizist sprüht mit Pfefferspray um sich, als sich mehrere Personen diese Situation nähern. Von weitem hört man Martinshorn, offenbar die angeforderten Unterstützungskräfte. Dann kommt eine Frau angelaufen und nähert sich einem der Polizisten und dem Mann, der von diesem festgehalten wird. Der andere Polizist versucht die Frau zu packen und zu verhindern, dass sie allzu nah heran kommt. Er packt zu, erwischt aber nur ihre Haare und zerrt sie so zu Boden.

Geschrei der Umstehenden. “Was packst du sie an?”, schreit eine andere Frau und kommt herbei geeilt, genauso wie weitere Personen. Der Polizist mit dem Pfefferspray setzt dieses wieder ein. Dann ist ein weiterer Streifenwagen da.

Das alleine genügt den meisten schon, um den Plan dieses Einsatzes in der Tasche zu haben. Jedenfalls denken sie das. Ungerechtfertigt, überhart zugepackt, rechtswidrige Gewaltanwendung, Polizeigewalt. Das sind nur die netten Kommentare, alle anderen kann man im Netz selbst nachlesen.

 

Was das Video verschweigt

Für die zwei Polizisten, die als erstes vor Ort waren, stellte sich die Situation äußerst aggressiv dar. Ob wegen der vorangegangenen Schlägerei, Alkohol und/oder Drogenkonsum oder die Anwesenheit der Polizisten. Es bleibt dahingestellt, warum sich die Anwesenden so verhalten. Die Polizisten müssen in diesen Einsatz gehen und sind erst einmal in der Unterzahl.

Eine Person, die kontrolliert werden sollte, konnte bereits flüchten, eine andere leistete massiven Widerstand. Da Wochenende ist, sind noch viele Personen auf der Zeil und besonders Jugendliche umringen die Polizisten, solidarisieren sich mit den festgesetzten Männern, beleidigen und bedrohen die Beamten.

Aus der Menge heraus fliegen Glasflaschen in Richtung der Polizisten. Ein zunächst unbekannter Mann rennt in Richtung der Beamten und kann einem der Polizisten einen Schlag mit voller Wucht in den Nacken versetzen. Dem Gewalttäter gelang zunächst die Flucht, konnte später aber von Unterstützungskräften festgenommen werden.

Der Beamte wurde durch den Schlag verletzt und konnte im Anschluss seinen Dienst nicht mehr fortsetzen.

Das Polizeipräsidium Frankfurt wird mit Nachrichten überschwemmt, die ihren Polizisten “Polizeigewalt” vorwerfen. Die Leute sehen anhand der Videos nur das, was sie sehen sollen. Nicht das, was tatsächlich geschehen war. Das Präsidium wertet derzeit die Videos aus und überprüft das Verhalten der Beamten.

Bei der Frankfurter Neuen Presse beschreibt Journalist Dennis Pfeiffer-Goldmann das, was er empfindet, wenn er sich die Videos anschaut, in einem Kommentar wie folgt:

“Erschreckende Erkenntnisse liefern der Polizeieinsatz und die Videos. Dass die Polizei unnötig hart vorgegangen wäre, ist es nicht. Ja, die Beamten haben robust gehandelt. Das war aber angemessen angesichts des aggressiven Verhaltens der jungen Leute.

Wer Polizisten angreift und in Kontrollen eingreift, darf sich nicht wundern, wenn es weh tut. Das sagt der gesunde Menschenverstand. Erschreckend ist, wie gedankenlos Meinungen in sozialen Medien nachgeplappert werden, wenn die Erregungsmaschinerie erstmal entfesselt ist. Dabei ist nüchtern erkennbar, dass sich hier Täter zu Opfern reinwaschen wollen. Und Polizisten zu Tätern abgestempelt werden sollen.

Noch erschreckender ist die zunehmende Respektlosgkeit. Unfassbar, wie die jungen Leute ohne jeden Scham die Ordnungshüter angehen. Mindestens genau so schlimm ist es, wie sie dafür im Netz sogar in Schutz genommen werden.

Wer sich hier über vermeintliche Polizeigewalt ereifert, hat ein gestörtes Verhältnis zum Rechtsstaat.”