Wenn Helfer Hilfe brauchen: 25 Jahre Polizeiseelsorge in Sachsen-Anhalt
Jeder Polizist kennt diese Einsätze, die an die Substanz gehen, die man mit nach Hause nimmt, die einen unter Umständen Wochen, Monate oder sogar ein ganzes Leben lang begleiten. Dabei geht jeder Polizist anders damit um, was den Kollegen nicht belastet kann für mich selbst traumatisch werden. Jeder ist eben anders gestrickt, von seiner Persönlichkeit und seinen Erfahrungen her.
Wenn aber ein solcher Einsatz für das eigene Seelenleben zum Problem wird, aber auch, wenn man einfach nur darüber reden möchte, um es zu verarbeiten, dann stehen sie bereit, die Polizeiseelsorger und die Kriseninterventionsteams. In Sachsen-Anhalt erkannte man 2007, dass man diese Hilfe für die Helfer braucht und startete ein Pilotprojekt.
15 Polizisten wurden anfänglich ausgewählt und ausgebildet. Unterstützt von den schon länger eingesetzten Polizeiseelsorgern und den Polizeiärzten gehören sie mittlerweile zum festen Bestandteil der Kriseninterventionsteams (KIT) Nord und Süd/Ost und zu ihnen gehören mittlerweile 40 geschulte Mitarbeiter.
Ihre Aufgaben sind vielfältig. Einerseits bereiten sie angehende Polizisten auf ihre Aufgaben vor, zeigen ihnen, wie man mit belastenden Einsätzen fertig werden kann, wie man Todesnachrichten überbringt, wie man sein Seelenleben retten kann angesichts dessen, was einen im Dienst erwarten kann.
“Ein guter Einsatzleiter erkennt, wenn sein Team Betreuung benötigt”, sagt Katja Vesting, Polizeiseelsorgerin aus Halle (Saale). Dabei stellt sie im Gespräch mit den Beamten klar, dass es bei ihr nicht um die eigene Weltanschauung oder die Religiosität gehe. Es gehe um Hilfe, um Gespräche, um das Verarbeiten und die Unterstützung.
Diese Hilfe ist nicht bei jedem notwendig. Jeder verarbeitet anders das Erlebte, abhängig vom Lebensalter oder auch der eigenen dienstlichen und privaten Erfahrung. Vesting: “Es kommt eher darauf an, was der Mensch hinter der Uniform gerade vielleicht auch privat erlebt.”
Und so haben die Polizeiseelsorger immer ein offenes Ohr für die Polizisten und einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Polizisten im KIT. Die Beamten können bei Gesprächen nach belastenden Einsätzen Zeugen vom Hörensagen werden, die Polizeiseelsorger hingegen unterliegen der Schweigepflicht.
Und in Zeiten, in denen die Einsätze nicht einfacher werden, der Ton rauer wird und bereits Routineeinsätze eskalieren, wird die Polizeiseelsorge auch weiterhin ein wichtiger Eckpfeiler in der Nachbereitung, Unterstützung und Aus- und Fortbildung der Polizisten bleiben.