In memoriam: Vor 20 Jahren bei Radarkontrolle erschossen
Weil der Täter Angst um seinen Führerschein hatte musste ein Polizist sterben, ein weiterer wurde verletzt. Dabei hätte der Täter gar keine Angst um seinen Führerschein haben müssen. Ein schicksalhafter Tag.
Am Nachmittag des 18. Januar 2000 bauten Polizeihauptmeister Günter Knöpfel und sein Kollege Matthias Schwab von der Polizei Bad Hersfeld (Hessen) eine Radarkontrolle auf der A4 zwischen Bad Hersfeld und dem Kirchheimer Dreieck auf. Bei Kilometer 364 galten 100 km/h erlaubte Höchstgeschwindigkeit.
Gegen 16:20 Uhr war die Anlage aufgebaut, die Funktionstests waren abgeschlossen und der Testfilm war gegen einen richtigen Filmstreifen ausgestauscht worden und die Beamten begannen mit den Messungen. Die Zeit verging und die Anlage tat ihre Arbeit.
Gegen 17:30 Uhr bemerkte Matthias Schwab eine andere Person, die sich dem Radarmesswagen näherte. Es war der damals 46-jährige Lothar-Paul K., der den Polizisten erzählte, dass er eine Panne habe und Hilfe benötige.
Günter Knöpfel beugte sich zum Funkhörer auf der Beifahrerseite, um den ADAC zu rufen. Sein Kollege auf dem Beifahrersitz nahm Stift und Papier, als K. plötzlich eine hektische Bewegung machte. Knöpfel konnte noch sagen: “Ja, was macht denn der da?”, als plötzlich ein Schuss fiel.
Schwab hörte den sterbenden Schrei seines Kollegen und verspürte einen Schmerz am Arm. Dann ließ er sich durch die geöffnete Beifahrertür die Böschung hinunter fallen. In Todesangst wartete er darauf, dass der Täter ihm nachstellte und auch ihn erschießen würde. Doch es geschah nichts.
Schwab kletterte dann die Böschung wieder hinauf und holte Hilfe. Hilfe, die für Günter Knöpfel zu spät kam. Er starb im Radarmesswagen, einem rotbraunen Renault Espace, mitten auf der A4 und hinterließ seine Ehefrau und zwei Kinder.
Matthias Schwab erlitt eine Schusswunde am Arm durch das Projektil, welches den Körper seines Kollegen durchdrungen und wieder verlassen hatte.
Lothar-Paul K. konnte später gefasst werden. Er hatte durch eine Unfallflucht schon einmal seinen Führerschein verloren, ihn danach aber wieder erlangt. Sein Punktekonto in Flensburg war gut gefüllt. Durch ein medizinisch-psychologisches Gutachten hatte er ein paar Punkte wieder abbauen können, da es ihm bescheinigte, dass es nicht zu erwarten sei, “dass Herr K. auch zukünftig erheblich gegen verkehrsrechtliche Bestimmungen verstoßen wird”.
Gedankenverloren wegen familiärer Probleme hatte er an diesem Tag die Geschwindigkeit nicht eingehalten und war vom Radarmesswagen, in dem die Polizisten Knöpfel und Schwab saßen, geblitzt worden. Was K. nicht wusste, er hätte sich um seinen Führerschein gar keine Gedanken zu machen brauchen. Er war während der Testphase geblitzt worden und landete auf dem Teststreifen. Sein Geschwindigkeitsverstoß wäre folgenlos geblieben.
Das Schicksal wollte, dass Günter Knöpfel sein Leben verlieren sollte, denn kurz vor der Tat hatten er und sein Kollege die Sitzplätze im Radarmesswagen getauscht. Und noch etwas sollte den Tatverlauf entscheidend beeinflussen. Dazu heißt es im Gerichtsprotokoll:
“Der Angeschuldigte gibt weiter an, auf der weiteren Fahrt sei in ihm der Plan gereift, die Insassen des Radarmesswagens mit seiner Pistole zu zwingen, ihm den Film mit den Messfotos herauszugeben. Dabei stellte er sich vor, dass die Beamten zunächst ihre Dienstwaffen ablegen sollten und einer der Beamten von ihm gezwungen werden sollte, den Film aus der Kamera zu entnehmen und ihm diesen zu übergeben.”
Leider sollte es ganz anders kommen. K. wurde von der 1. Strafkammer des Landgerichts Fulda zu lebenslanger Haft verurteilt.
Lieber Günter, wir gedenken heute deiner. In unseren Herzen bleibst du unvergessen! ⚫️🔵⚫️