Gedanken eines Polizisten: Wir leben in interessanten Zeiten
“ ‚Mögest du in interessanten Zeiten leben‘
(Chinesisches Sprichwort/angeblich ein Fluch)Zugegeben, wir leben in interessanten Zeiten. Wir leben in Europa seit 1945 im Frieden. Es gibt zwar Zank unter den Staaten aber keine Toten wegen staatlicher Meinungsverschiedenheiten.
Was wir nun erleben, übertrifft aber alles bislang Dagewesene. Ich stimme da unserer Bundeskanzlerin grundsätzlich zu: Wir haben im Augenblick und in den nächsten Monaten die schwersten Zeiten vor uns, seit dem zweiten Weltkrieg. Es geht dabei um unser Zusammenleben UND unsere Freiheiten, die wir seitdem genießen durften.
Wir dürfen gehen, wohin wir wollen. Wir dürfen (fast) alles tun, was wir wollen. Nun steht uns ein unsichtbarer und mitunter tödlicher Feind entgegen. Wir können ihn nicht direkt bekämpfen. Die Medizin muss erst den richtigen Weg finden. Aber dennoch kann dieser Feind UNS töten. Vor allem bestimmte Teile unserer Bevölkerung: Die Alten und ‚Schwachen‘ (gemeint sind die Personen mit Vorerkrankungen und Kinder).
Um diese zu schützen, müssen wir nun unsere hart erkämpften Freiheiten zumindest zeitweise aufgeben. Wir können eben NICHT mehr dahin gehen, wohin wir wollen. Wir können NICHT mehr tun, was wir wollen.
Und genau da liegt unser Problem: Wir sind das nicht gewohnt.
Alte Gewohnheiten kann man schwer ablegen. Und noch schlimmer, in der Zeit des gelebten Egoismus: Man muss dies tun, um ANDERE zu schützen.
Ich habe Nachrichten gesehen und musste selbst das Haus verlassen. Daher habe ich bemerkt, dass die Gewohnheit, seine Freiheit auszuleben immer noch mehr wiegt, als die Rücksicht auf andere (und auch auf sich selbst). Viele Leute gehen noch raus und treffen sich.
Es werden Partys gefeiert, junge Leute treffen sich, in der Warteschlange steht man immer noch dicht an dicht, es wird ‚gehamstert‘. Ich kann verstehen, dass es schwer ist, zu Hause zu bleiben und als Mensch, welcher grundsätzlich ein soziales Wesen ist, keinen Kontakt mit anderen von Angesicht zu Angesicht zu pflegen. Man muss seine Eltern als junger Mensch allein lassen, soll sie eben NICHT besuchen.
Dann noch das schöne Wetter nach dem ekligen Winter mit Regen und Nebel. Und dann braucht man doch noch ne Menge Klopapier und Nudeln, um das alles zu überstehen. Das genug da sein wird, vergessen wir.
Dennoch müssen wir lernen, dass es eben NICHT um unsere Person selbst geht. Um diese Krise zu überstehen, müssen wir auf lieb gewonnene Dinge verzichten. Das ist wahnsinnig schwer. Auch ich ertappe mich dabei, dass ich innerlich dagegen ankämpfe.
ABER:
Es wird wahrscheinlich noch mehr in unsere Freiheit eingegriffen werden müssen. Da sich der Großteil der Menschen eben nicht an den Rat der Wissenschaftler halten will, zu Hause zu bleiben, wird es über kurz oder lang zu der in Deutschland schlimmsten Einschränkung kommen, die wir in der Nachkriegszeit bislang erleben werden: Wir bekommen Hausarrest, Ausgehverbot, der sogenannte ‚Lock-Down‘.
Wir alle haben die leeren Straßen in Italien, Spanien oder China gesehen. Eine Millionenstadt als Geisterstadt. Die Polizei bestreift die Gegend, kontrolliert jeden, der sich aus seinen eigenen vier Wänden wagt (wagen muss). Man muss sich rechtfertigen, warum man zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen muss.
Ich befürchte, da wird die Polizei dann ganz schnell der Feind, obwohl auch die das nicht wollen. Sie MÜSSEN es jedoch. Auch diese Polizisten haben Familie und auch Angst um ihre Gesundheit. Aber es ist nunmal die Pflicht.
Daher hoffe ich, dass, wenn es in Deutschland soweit sein sollte, meine Kolleginnen und Kollegen eben nicht ‚der Feind‘ werden. Es wird eine Zeit sein, welche wir in vielen Jahren hoffentlich nur noch als ‚interessante Zeit(en)‘ bezeichnen werden, die wir mit vielen Toten bezahlen mussten, aber doch hoffentlich dennoch überstehen werden.
Ich hoffe, das wir das alles überstehen werden und anschließend gesund und gesellschaftlich gestärkt aus diesen Zeiten hervorgehen werden. Einige Szenen aus dem Fernsehen, dem Radio und den sozialen Netzen sind mir auf jeden Fall jetzt schon im Gedächtnis eingebrannt:
Das Gemeinschaftsgefühl auf den Balkonen, das gemeinsame Musizieren und Singen von wildfremden Menschen, die vielen Hilfsangebote und die aufopferungsvolle Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter in Krankenhäusern und Pflegediensten.
Lasst uns bitte so weiter machen, damit das Sprichwort in der Überschrift eben NICHT einen Fluch darstellt!
Gerrit“
Die Verlinkungen erfolgten durch uns, damit der Zusammenhang auch später noch nachvollziehbar ist.
Was ich beobachte, ist, dass viele Menschen in die Natur gehen, allein oder zu zweit. Nun auf dem Land ist das einfacher als in den Städten. Die Coronakrise hat auch sein Gutes. Sie zwingt zum Nachdenken darüber, ob wir uns weiter als Nabel der Welt und durch Geld unantastbar betrachten oder ob wir einen Blick auf die Dritte Welt Länder, die Urvölker,deren Lebensgrundlage wir bereits mit unserem Konsum und Kommerz zerstört haben, werfen. Viele Länder haben nicht unsere Möglichkeiten, auch jetzt nicht in dieser schwierigen Situation. Sie besitzen keine stabilen Häuser, Transportmittel und moderne Technologien. Sie haben nicht den Standard unseres Gesundheitssystems und auch nicht, wenn überhaupt die Vielfalt an Lebensmitteln, die wir hier tonnenweise jährlich schon auf den Müll geworfen haben. Was diese Menschen in den ärmeren Ländern uns weit Voraus haben, ist der Zusammenhalt, die Zufriedenheit und den Respekt voreinander und die Achtung vor der Natur. Es hat schon immer Katastrophen, Seuchen und Kriege gegeben. Die Frage ist doch, was wir daraus machen. Nutzen wir die Zeit zum Nachdenken über unsere Werte und leben solidarisch miteinander oder betrachten wir uns weiterhin als Nabel der Welt ohne Rücksicht auf die anderen und letzten Endes auch auf jene Menschen und Länder, die nicht so viel haben wie wir? Wenn wir aus der Krise heraus gelernt haben und nicht so weiter machen, dann kann auch der Coronavirus einen Positiven Effekt haben. Segen oder Fluch. Die Entscheidung liegt bei uns, was wir aus dieser Zeit machen und lernen. Ich hoffe, dass wir zusammenstehen und uns als Gemeinschaft und nicht als Feinde begreifen. Und zwar alle Bürger wie auch Einsatz- und Rettungskräfte hier überall vor Ort sowie auch Politiker und Unternehmer. Das bedeutet als Erstes mehr Respekt füreinander und mehr Rücksicht aufeinander. Das ist mein Wunsch für uns alle jetzt und für die weitere Zukunft. Danke für alle, die für uns täglich über die normalen Arbeitszeiten hinaus im Einsatz sind, besonders an alle Blaulichter ein großes Dankeschön nochmals. ❤️
Ich hoffe, es geht euch allen gut. Gebt gut auf acht da draußen! Und fühlt euch umarmt. Ich verzichte gerade auf die Zeit mit meinem eigenem Kind, nur, um es zu schützen…. Ich bin gezwungen Zuhause im Homeoffice zu arbeiten, mich Fortzubilden, auf Abruf für Notbetreuung bereit zu stehen, obwohl ich es gewohnt bin, mich um die Kleinsten zu kümmern und sie zu versorgen…. Das ist uns derzeit untersagt. Wir müssen damit umgehen, Eltern müssen damit umgehen, KINDER müssen damit umgehen. Ich verstehe die Menschen einfach nicht. Ich muss auch mal notgedrungen Einkaufen. Oder zum Neurologen und zur Apotheke. Das geht einfach nicht anders, wenn man auf Medikamente angewiesen ist. Aber solange es nicht sein MUSS, verlasse ich mein Heim nicht. Und für mich ist das eigentlich grad der reinste Horror. Ich kann meine liebsten nicht sehen, sie nicht in die Arme schließen und mein Vater, einer von euch, steht stets mit euch an forderster Front… Neben allen pflegerischen, medizinischen und logistischen und Lebensmittelservicepersonal…. Oder wie man sagen muss… All die Menschen, die grad dazu beitragen, dass die Welt nicht ganz aus den Fugen gerät.
Mein Kind ist bei Papa gut abgeschottet… Und es tut uns beiden in der Seele weh, einander nicht sehen,umarmen und küssen zu können… Aber lieber verzichten wir darauf, als uns gegenseitig in Gefahr zu bringen und hoffen, so ein wenig dem Virus die Stirn zu bieten und blicken voller Hoffnung in die Zukunft. Passt auf euch auf!