Kommentar: Warum «Law and Order» in Deutschland allmählich zum Schimpfwort wird
Nirgendwo anders wird die Polizei derart hinterfragt und kritisiert wie in Deutschland. So hat es zumindest den Anschein, wenn man sich so manchen von Medien gemeldeten Skandal anschaut, von dem schlussendlich nicht mal ein Skandälchen übrig blieb. Etwas ähnlich ist zumindest aus dem deutschsprachigen Ausland nicht bekannt.
Warum ist das so? Da hilft scheinbar nur der Blick von außen. Eric Gujer hat dazu in der NZZ Neue Zürcher Zeitung einen Kommentar verfasst. Ein paar Auszüge:
“Systematisch versuchen Politiker und Medien, die Sicherheitsbehörden in ein schlechtes Licht zu rücken. Erst stand die Bundeswehr in der Kritik, jetzt die Polizei.
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Die Deutschen wollen in ihrer Mehrheit möglichst umfassende Sicherheit, aber sie misstrauen ihren Sicherheitsorganen. Bundeswehr, Polizei und Nachrichtendienste gelten inzwischen als ein Sumpf, in dem alles gedeiht, was man sich in einem demokratischen Gemeinwesen nicht wünscht: Rechtsradikalismus, autoritäre Gesinnung und Widerstand gegen den Primat der Politik. Die Kritik an den Sicherheitsbehörden ist nicht neu, sie hat aber in jüngster Zeit erheblich zugenommen.
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Während Bundeswehr und Nachrichtendienste schon lange als Brutstätte staatsfeindlicher Umtriebe gelten, erfreute sich die Polizei immer des Goodwills von Öffentlichkeit und Politik. Auch das ist vorbei, seit einige Einzelfälle von rechtsradikaler Gesinnung bei Polizeibehörden der Länder und der Bundespolizei bekanntgeworden sind. Grüne, SPD und Linkspartei werden seither nicht müde, vor einer systematischen Unterwanderung der Behörden zu warnen und eine Untersuchung des «Haltungsproblems» bei der Polizei durch Innenminister Horst Seehofer zu verlangen.
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Wer angesichts dieser Zahlen wie der öffentlichrechtliche Sender Deutsche Welle behauptet, ein «Rechtsextremismus-Skandal erschüttert die deutsche Polizei», übertreibt masslos.
[…]
Die Arbeit der Sicherheitsbehörden wird grundsätzlich in Zweifel gezogen – nicht von der Mehrheit der Bevölkerung, wohl aber von einer einflussreichen Minderheit in Politik, Medien und gesellschaftlichen Organisationen. «Law and Order», also Gesetz und Ordnung, wird so allmählich zu einem Schimpfwort.”
Ich habe darüber schon öfter geschrieben, dass ich von diesem Trend was mitschwingen spüre und höre, und es raunt nach in Gesprächen, zieht sich durch Kommentarspalten von Online-Zeitungen. Wennschon einzelne die Ergebnisse von Untersuchungen authentisch wiedergeben, oder verzerrte Ansichten grade rücken. Dann folgt da immer noch eins drauf auf die Mütze. Man bekommt irgendwann das Gefühl, dass es gar nicht mehr drum geht, was wirklich Sache ist, sondern um ein kollektives Niederwerten nach Art von Frenzie, ein Pulk hat schon losgelegt und dann hauen alle nochmal wxtra doll drauf – versinnbildlicht gesagt.
Auch wenn es ein schwacher Trost ist : Wann immer diesen ganzen Leuten der Nothebel dampft, und der Arsch mal auf Grundeis geht, könnt ihr euch denken, wen sie rufen.