Mit den Kollegen auf Streife: Tino (von Christiane)
“Wir fahren Streife. Es ist absolut gar nix los in unserem Bereich. Und auf dem Fußgängerüberweg an Straße Q liegt er dann. Tino. Die Füße noch halb auf der Fahrbahn. Links und rechts Einkaufstüten. Vorbei fahren is nicht. Also raus aus dem Auto.
Was ist hier los? Tino ist Alkoholiker und empfängt Harz4. Seine Füße sind… kaputt? Nett ausgedrückt. Und jetzt schafft er es nicht mehr in seine Wohnung. Na gut. Tüten in unser Auto. Tino unter mein Arm geklemmt.
Er riecht nicht besonders gut. Seine schulterlangen Haare sind fettig. Für die 500 Meter zu seiner Wohnung brauchen wir etwa 35 Minuten. Die offenen Füße bremsen uns aus. Aber Tino ist mittlerweile aufgetaut.
Er fragt, ob wir noch mit rein kommen. Ich schau meine Kollegin an, die seine Einkäufe trägt, und verneine freundlich. Unterwegs erfahre ich Tinos Lebensgeschichte. Eine Verkettung ungünstiger Umstände. Seine Füße sind wund und offen. Ohne Behandlung wird es wohl in einer Blutvergiftung enden.
Er bietet uns an einen Prosecco zu öffnen, wenn wir noch mit rein kommen. Ich bezweifle, dass er so was im Haus hat. Und eigentlich möchte ich seine Wohnung auch nicht sehen. Ich frag ihn erneut, ob er nicht lieber ins Krankenhaus will…
Nein, er will in seine Wohnung. Und ein Bier. Dann ist alles wieder gut.”
Alkoholismus ist eine oft schleichend beginnende, langwierige, oft vereinsamende, furchtbare Krankheit. Alleine kommt man da nicht wieder raus. Es kann auch in scheinbar proper situierten Lebensverhältnissen stattfinden und da dann gern vertarnt.
Schön,dass Ihr ihm trotzdem geholfen habt.
Ich meine, trotz Gerüchen und wunden Beinen, Komorbiditätsfolgen.
Heute ist der Geruch häufig bedeutsamer, als der Mensch. Auch so gestaltet sich Vereinsamung, und dann bleibt als Zuwendungsersatz dem Alkoholiker die Flasche.Problemkomplexe mit vielfältigen Verzweigungen.
Wenn es Euch besch…eiden geht, greift nicht zur Flasche!
Geht lieber zur/zum Kumpan/in.