Polizeiliche Kriminalstatistik 2020: Gesamtzahl der Straftaten sinkt – Gewalt gegen Polizisten nimmt zu

16. April 2021 um 21:17

Polizeiliche Kriminalstatistik 2020: Gesamtzahl der Straftaten sinkt - Gewalt gegen Polizisten nimmt zuBundesinnenminister Horst Seehofer hat gestern gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2020 vorgestellt. Der Langzeittrend bei der Gesamtzahl der Straftaten blieb erhalten, die Gewalt gegen Polizisten nahm aber weiter zu.

 

Demnach sank die Gesamtzahl der erfassten Straftaten um 2,3 Prozent, wobei man hier berücksichtigen muss, dass nur die bei den Ermittlungsbehörden angezeigten Straftaten berücksichtigt werden und ein unbekanntes Dunkelfeld existiert. Damit liegt das Jahr 2020 jedoch im Langzeittrend, da bereits seit Jahren die Gesamtzahl sinkt.

Anzunehmen ist, dass insbesondere die Coronapandemie und die damit verbundenen Einschränkungen Auswirkungen auf die Straftatenentwicklung hatten. So sanken zum Beispiel die Gewaltkriminalität (wie Raub), sowie die einfach, gefährliche und schwere Körperverletzungsdelikte im Vergleich zum Vorjahr.

Auch die sogenannte Straßenkriminalität (wie z.B. Exhibitionismus, Landfriedensbruch, Körperverletzungen, Diebstähle und Sachbeschädigungen im öffentlichen Raum) nahmen zu 2019 ebenfalls ab.

 

Deutlich zugenommen haben jedoch Beleidigungen (+9,9 Prozent) und die Verbreitung pornografischer Schriften (+54,2 Prozent). Auch die sexualisierte Gewalt gegen Kinder (+6,8 Prozent) und der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen (+54 Prozent) nahmen deutlich zu. Erklärt wurde diese starke Zunahmen mit einer besseren Zusammenarbeit mit Internetbeschwerdestellen in Deutschland und den USA. Ein Dunkelfeld wurde also teilweise aufgehellt.

Wie von manchen befürchtet ist auch die Gewalt in engen sozialen Beziehung (häusliche Gewalt) angestiegen. Die häusliche Gewalt stieg um 6 Prozent und die der Beziehungsgewalt um 4 Prozent. Doch das dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein, da viele Opfer häuslicher Gewalt sich nicht trauen zur Polizei zu gehen. Darauf deutet auch die starke Zunahme der Anrufe bei Hilfetelefonen hin.

 

Die Gesamtaufklärungsquote stieg ebenfalls an von im Jahr 2019 57,5 Prozent auf im vergangenen Jahr 58,4 Prozent, womit die höchste Aufklärungsquote seit 2006 erreicht wurde. Am höchsten war sie bei Tötungsdelikten, Sozialleistungsbetrug und Schwarzfahren, am niedrigsten bei Wohnungseinbrüchen und Fahrraddiebstählen.

 

Die Gewalt gegen Polizisten hat, wie in den vergangenen Jahren auch, weiter zugenommen. Während Kapitaldelikte wie Mord, Totschlag und Raub zum Glück auch weiterhin einen geringen Anteil ausmachen, war ein teils starker Anstieg bei den weiteren Deliktsfeldern festzustellen.

Insgesamt wurden 2020 85.287 Polizisten als Opfer einer Straftat registriert, eine Zunahme um 6,1 Prozent, Delikte im Versuchsstadium mit eingeschlossen. Bei den vollendeten Delikten war ein Anstieg um 5,7 Prozent auf 78.038 Opfer festzustellen.

Angestiegen sind zudem die einzelnen Deliktsfelder: gefährliche und schwere Körperverletzung +20,6 Prozent, tätlicher Angriff +11,7 Prozent, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte +2,1 Prozent, Bedrohung +1,9 Prozent, vorsätzliche einfache Körperverletzung +1,1 Prozent.

Interessant ist auch die Differenzierung innerhalb dieses Deliktsfeldes, da außer beim Widerstandsparagraph auch Mitarbeiter von Rettungsdienst und Feuerwehr Opfer dieser Straftaten werden können. Demzufolge wurden insgesamt 94.899 Opfer erfasst, davon handelt es sich bei 91.937 Opfern um Vollstreckungsbeamte (Zoll, Ordnungsamt, Gerichtsvollzieher, Polizei usw.) und davon bei 85.287 Opfern um Polizisten.

Auch ein starker Geschlechtsunterschied ist hierbei festzustellen. Während 19.630 Frauen innerhalb der Blaulichter-Berufsgruppen Opfer einer Straftat wurden, waren es bei den Männern 75.269.