Gedanken eines Polizisten: Beamter zweiter Klasse?
Heutiger Dienstantritt bei der Polizei Saarland. Im Internet wird geworben: “Ein starkes Team sucht dich – die Polizei Saarland sucht Nachwuchskräfte.” Sogar unser Werbevideo ist dabei – sieht richtig klasse aus.
Hinter den Kulissen – der Flurfunk.
Die Neuigkeit des Tages: einer unserer Kollege ist zu einer der Bundesbehörden gewechselt – mal wieder.
Wer kann es ihm verdenken, bei dem Gehaltsunterschied. Ich erinnere mich, dass er mir sagte, er fühle sich bei der Landespolizei als Beamter zweiter Klasse; die gleiche Arbeit aber 15-20% weniger Bezüge und sehr schlechte Laufbahnaussichten. Nun hat er eben gewechselt, just da die saarländische Polizei Werbung für die Neueinstellungen macht – ironisch oder? Aber wenn ich mit meinen Kollegen spreche, hat jeder dieses Gefühl, Beamte zweiter Klasse zu sein… Polizei ist eben schön und Ländersache!
Mein Telefon klingelt – meine Cousine ruft an und freut sich: Sie ist befördert worden – mal wieder!
Herzlichen Glückwunsch, schön zu hören! Sie ist zeitgleich mit mir eingestellt, bloß eben beim allgemeinen Verwaltungsdienst und hat nun ihre A11. “Die 12 kann bloß noch ein paar Jahre dauern – Das ist bei uns eben so, aber was ist eigentlich mit dir? Du bist doch schon seit 10 Jahren in der A9… Du hast doch einen bewerteten Dienstposten?”
Das stimmt, leider hat es bei der letzten Beurteilung nicht gereicht – mal wieder.
“Vielleicht könnte ich in 2 Jahren in die A10 kommen, wenn´s gut läuft – ich muss Schluss machen.” Verdammt, noch nicht lange da und schon zum zweiten Mal dieses Gefühl, Beamter zweiter Klasse zu sein. Nicht nur im Bundesvergleich, nein selbst im eigenen Land!
Das Gedankenkarussell beginnt: Soll ich mich auch wegbewerben? Ist es nicht möglich, ordentlich bezahlt und ansatzweise normal befördert zu werden, für ehrliche Polizeiarbeit? Muss ich wirklich meine geliebte Heimat verlassen um eine Laufbahn zu haben? Die Frage hängt mir tagelang nach – mal wieder.
Okay, konzentrier dich, du bist zum Arbeiten hier! Mach einfach den Rechner an. Das System ist gnadenlos, Vorgänge und Emails satt – mal wieder.
Ach ja, das andere Problem, Überlastung – wenig Personal, schlechte Bezahlung, zu viel Arbeit.
“Ein starkes Team sucht dich!” – ist das so? Warum habe ich dann ständig das Gefühl, im Loserteam zu spielen?!
Ich sollte echt schauen, dass ich bei der Bundespolizei unterkomme, oder beim Zoll, der stellt auch ein! Aber heute reicht die Zeit nicht. Bevor ich loslege mache ich noch wie jedes Jahr meinen Antrag auf amtsangemessene Besoldung fertig, den stelle ich das vierte Jahr in Folge, in der Hoffnung, dass das Gericht zu unseren Gunsten entscheidet.
Die Hoffnung stirbt zuletzt – mal wieder.
Der Autor ist uns namentlich bekannt, möchte jedoch anonym bleiben.