Kollegen bei Schießerei im Stich gelassen: Polizistinnen zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt, damit wäre Entfernung aus dem Polizeidienst die Folge
Im Mai vergangenen Jahres berichteten wir von einer Verkehrskontrolle in Gevelsberg (Nordrhein-Westfalen), die eskalierte, als die Kontrollperson plötzlich auf die kontrollierenden Polizisten schoss. Zwei Polizistinnen, die zufällig dazu gekommen waren, halfen ihren Kollegen nicht, als die Schüsse fielen, sondern traten die Flucht an. Nun wurden sie verurteilt.
Was geschehen war
Es war eine Situation, die sich kein Polizist wünscht. Es war eine ganz normale Verkehrskontrolle. Plötzlich zog der Autofahrer eine Schusswaffe und feuerte. Er traf einen Polizisten auf die Schutzweste, dieser ging zu Boden. Sein Kollege eröffnete ebenfalls das Feuer, mehrere Schüsse fielen offenbar auf beiden Seiten.
Eine weitere Streife kam, kurz bevor die Schüsse fielen, ebenfalls hinzu. Im Streifenwagen saßen zwei Polizistinnen, 32 und 37 Jahre alt. Als die Schüsse fielen, standen sie mit ihrem Streifenwagen einige Meter entfernt. Zunächst suchten sie hinter dem Streifenwagen Deckung, dann traten sie die Flucht an.
Weil Handy und Funkgerät im Streifenwagen lagen und sie so keine Verstärkung rufen konnten, hielten sie eine Autofahrerin an und borgten sich ihr Handy. Sie setzten sich auch in das Auto und die Fahrerin fuhr mit den Polizistinnen davon. Wir berichteten.
Das Strafverfahren
Unmittelbar nach dem Vorfall wurden die beiden Polizistinnen vom Dienstherrn in den Innendienst verletzt. “Es war wie im Krieg”, sagte einer der beteiligten Polizisten vor Gericht. Erstmals nach Bekanntwerden der Flucht vor der Gefahr werden nun die Einzelheiten bekannt.
Die beiden Polizistinnen hatten gerade ihren Streifenwagen verlassen und wollten zu ihren Kollegen gehen, als der erste Schuss fiel. “Dann brach die Hölle über uns aus”, sagte eine der Polizistinnen. Sie hatten beide Todesangst, brachen in Panik aus, als der Schusswechsel begann.
Sie konnten laut eigenen Aussagen nicht sehen wer schoss und woher die Schüsse kamen. Sie rechnete damit, jeden Moment selbst unter Feuer zu geraten. Mangels Kommunikationsmitteln, um Verstärkung anzufordern, hielten sie die Autofahrerin an.
Laut ihren Aussagen rechneten sie allerdings nicht damit, dass die Autofahrerin losfahren würde. Diese kann sich kaum noch an Details erinnern, wusste aber zu berichten, dass die Beamtinnen panisch waren und Angst um ihre Kollegen hatten.
Nachdem die Polizistinnen die Leitstelle informierte hatten, fuhren sie befehlsgemäß wieder zurück zum Tatort. Ihr Dienstgruppenleiter, der sie dort vorfand, berichtete, dass sie unter Schock standen und “keinen strukturierten Satz zusammenbringen” konnten.
Der bei dem Vorfall angeschossene Kollege, der zum Glück dank der Schutzweste nur Prellungen und einen Bluterguss davon trug, machte seinen Kolleginnen keinen Vorwurf. “Im Gegenteil. Es tut mir ziemlich leid, dass sie hier sitzen”, sagte er vor Gericht und ist der Meinung, dass ihr Verhalten am geschehenen Ablauf nichts geändert hätte.
Das Urteil
Das Amtsgericht Schwelm, welches aus Platzgründen in Hagen verhandelte, verurteilte beide Polizistinnen wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung im Amt durch Unterlassen zu einer Freiheitsstrafe von 1 Jahr auf Bewährung und folgte damit dem Antrag der Staatsanwaltschaft.
Das Gericht hielt den beiden zugute, dass sie Reue zeigten und dass beide beteiligten Kollegen kein Interesse an einer Bestrafung hatten. Allerdings war das Gericht der Meinung, dass die Polizistinnen ihre “besondere Pflicht als Polizisten” verletzt hatten, ihren Kollegen zu helfen.
Sie hätten sich umschauen und einen Überblick verschaffen müssen und dann entsprechend dem Gelernten Maßnahmen treffen müssen, insbesondere auch, weil sie nicht wussten, was genau geschehen war und wie es den beteiligten Kollegen ging.
Sollte das Urteil rechtskräftig werden, wäre die zwangsläufige Folge auch, dass beide Polizistinnen aus dem Polizeidienst entfernt würden.
Der Täter war bereits im März dieses Jahres vom Landgericht Hagen zu einer Freiheitsstrafe von 7 Jahren und 6 Monaten verurteilt worden, von denen er 2 Jahre in einer Fachklinik zum Drogenentzug verbringen muss.
Der 37-Jährige stand zur Tatzeit unter dem Einfluss von Kokain, außerdem hatte er Heroin in seinem Fahrzeug und er wurde mittels Haftbefehl gesucht. Strafmildernd wurde hierbei berücksichtigt, dass der Täter die Tat gestand und, als er von Beamten des Spezialeinsatzkommandos (SEK) gefasst wurde, selbst durch einen Schuss ins Bein verletzt wurde.
Das Problem sehe ich eher in der Tatsache, dass gefährliche Straftäter viel zu lange frei herumlaufen dürfen, selten auch Untersuchungshaft im Vorfeld erhalten. Die Polizeibeamten und auch die Polizeibeamtinnen tun mir einfach nur sehr leid. Niemand weiß, wie er an Stelle der beiden Polizeibeamtinnen offenbar unter Schockeinwirkung reagiert hätte. Es steht nach meiner Meinung keinem zu, die beiden Polizistinnen hier zu verurteilen. Menschen, die in Angst und Panik versetzt sind, reagieren durch Angriff oder wie in diesem Fall Flucht. Dies ist ein natürlicher Reflex. Es zeigt eher, dass auch in jeder Uniform ein Mensch steckt, der wie alle anderen auch, Gefühle hat. Allen damals beteiligten Polizeibeamten wünsche ich eine gute Verarbeitung der Geschehnisse.
Was unsere Justiz angeht, hoffe ich wirklich, dass der Straftäter eine längere “Denkpause” und noch wichtiger ebenso die Möglichkeit erhält, sein offensichtliches Drogenproblem in den Griff zu bekommen. Dies würde ihm eventuell dann auch die Chance bieten, seine kriminelle Karriere hinter sich zu lassen.
Hallo Kathi,
du scheinst auch zu den Mädchen/den jungen Frauen zu gehören, für die ein solcher Job bei der POLIZEI total ungeeignet ist…Bist wohl auch schon auf dem Weg zur “Jung-Kommissarin…?
“Es steht nach meiner Meinung keinem zu, die beiden Polizistinnen hier zu verurteilen. Menschen, die in Angst und Panik versetzt sind, reagieren durch Angriff oder wie in diesem Fall Flucht. Dies ist ein natürlicher Reflex.”
1. ICH verurteile dennoch diese beiden PVB’in, weil ICH fast 43 Jahre in diesem Job tätig war und mir deshalb ein kritisches Urteil erlauben kann.
2. Als ich 1971 mit diesem Beruf begann, gab es außer in Vorzimmern, der Verwaltung und im Sanitätsdienst KEINE weiblichen Wesen in Uniform… Denn diese waren damals wie heute – meist von ihrer “typischen feministischen” Erziehung vom Elternhaus und der Gesellschaft immer schon seelisch/nervlich zarter besaitet.
3. Vermehrt seit Beginn der 90-er Jahre strömten nun weibliche Nachwuchskräfte in die Reihen der Polizei und drängten sich auch in die 1. Reihe, dort wo an der Basis das eigentliche, polizeiliche Geschehen alltäglich passiert und wo KLARE ENTSCHEIDUNGEN gefragt und gefordert sind…!
Und wenn man derartige FRAUEN gar im gD erlebt, die nur zögerlich dienstlich/rechtliche Entscheidungen zu treffen pflegen – ja alles was sie in 3 Jahren STUDIUM SCHÖN THEORETISCH AUSWENDIG GELERNT HABEN, aber nun jegliche triftige ENTSCHEIDUNGEN NICHT mit ihren Unterstellten treffen können und wollen, die dann anfangen, lange zu diskutieren und abzuwägen… Dann ist oftmals “jede Situation Geschichte” und der polizeiliche Handlungserfolg letztendlich NICHT mehr gegeben…!
4. Derartige FRAUEN sollten dann besser einen Beruf als Kindergärtnerin oder Lehrer in der Unterstufe ausüben – mit 16-jährigen Schülern wären sie vielleicht auch schon überfordert…
Letztendlich ist der Polizei-Alltag NICHT so, wie DU ihn aus den schönen TV-Serien kennst, sondern ganz anders. er verlangt oftmals schnelle EINZEL – wie auch TEAMENTSCHEIDUNGEN, die klar immer im gesetzlichen Rahmen sein müssen. Und z.T. auch harten körperlichen Einsatz, den ICH selbst bei etlichen dieser Art “Flintenweiber” vermisst habe. Aktuell und wie oft zu beobachten – bei Einsätzen von Hundertschaften der BePo gehören “Pferdeschwanzträger’innen” absolut und ganz nach hinten…!
DAS sagt mir meine eigene Einsatzerfahrung – verlangt hier Einsatz – wie Lebenserfahrung und menschliche Fachkenntnisse – zudem als Zugführer/Vorgesetzter/DGL.
5. Diese beiden PVB’in waren sicherlich keine Greenhorns in ihrem Job mehr, aber auch nach etlichen DJ mit einer solchen Situation, die lange nach ihrer Grundausbildung nun eintrat – total überfordert. denn in der Theorie lernt man heute schon, den ganz natürlichen FLUCHTREFLEX in solchen Situationen zu unterdrücken und dennoch folgerichtig zu reagieren… WER DAS NICHT kann, ist in diesem Job absolut falsch…!
Zumal – WOZU hat man seine P6 o.a. und wie hier, gar auch eine MPI5 mit am Mann bzw. Frau und im Fstw?
Lernt man nicht in der 1. Woche der GRUNDAUSBILDUNG, WOZU man Waffen hat und WANN man diese benutzen kann, darf oder muss?
Meiner Meinung nach, müssen alle Bewerber bei Polizei, BW u.a. Bereichen einen besseren EIGNUNGSTEST vor allem in psychologischen Fragen, wie zu dieser Thematik durchlaufen.
Klar auch, die deutsche Polizei ist NICHT die Fremdenlegion – nur WARUM wohl nimmt letztere KEINE FRAUEN in die Truppe auf?
Weil diese NICHT in allen Einsatzlagen die gleichen Anforderungen/Leistungen wie Männer erfüllen. mit der “großen Klappe”, oder mit einem “hübschen Lächeln/Augenaufschlag” ist kein Krimineller/Gegner zu beeindrucken oder in den Griff zu bekommen.
Und wer dann wie einst mindestens 3 Jahre der BEWÄHRUNG im mD und vorderster Linie an der Basis erfolgreich absolviert hat, der darf sich dann erst für die gehobenere Laufbahn als Offizier bewerben. Keinesfalls wie derzeit mit 17 aus der Schule, dann als Offiziersbewerber’in einrücken und mit 21 jungen Lenzen als Jungspund den “Altgedienten” als VORgesetzte und auch ENTSCHEIDUNGSTRÄGER vor die Nase gesetzt zu werden…!
Letzteres habe ICH erleben dürfen – und da waren derartige, wie oben beschriebene PROBLEME in der fachlichen wie menschlichen Personalführung vorprogrammiert…!
Ich will jetzt hier gar nicht auf alle Bemerkungen, sondern nur auf ein paar eingehen.
Nein, Herr Kommissar Winkler, ich bin keine “Jungkommissarin”(Kind der 70ger Jahre im Westen der Republik aufgewachsen). Ich bin auch nie im Polizeidienst gewesen. Anhand meiner bisherigen Beteiligung müsste auch mittlerweile bekannt sein, dass ich polizeifreundliche Bürgerin ohne weiteren Bezug zum Polizeidienst bin. Im Übrigen würde ich es dann auch bevorzugen, wenn Sie in meinem Fall das “Sie” wählen. Ich kenne Sie nicht näher und Respekt sollte auf beiden Seiten vorhanden sein bei kontroversen Diskussionen, wobei ich normalerweise kein Problem mit dem Du hätte. Im Übrigen glaube ich, dass jedes Geschlecht Zugang zur Polizei haben sollte und jede Frau auch in diesem Beruf ihren “Mann” stehen kann. Ich jedenfalls sehe hier vor Ort viele Polizeibeamtinnen, die genau wie ihre männlichen Kollegen einen guten Job machen. Im Übrigen steht unsere Polizei seit der Wende und im Westen auch davor für Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung, sodass jedem der Weg in den Polizeidienst offensteht bei entsprechender Eignung. Diese, die sich bereits im Polizeidienst befinden, sind dann wohl nach Prüfung auch für geeignet befunden worden und die Auswahlverfahren sind sehr anspruchsvoll nach meiner Kenntnis. Es gibt übrigens auch männliche Erzieher und Lehrer. Das sind auch nicht automatisch alles ” Weicheier”, oder kategorisieren Sie alle dann auch so, die Sie für den Polizeidienst für ungeeignet halten? Ich hoffe doch nicht. Zumal auch Lehrer bei steigender Gewaltbereitschaft keinen leichten Job mehr haben.
Abgesehen davon finde ich es höchst anmaßend, wenn Sie Menschen ohne Sie zu kennen, verurteilen (die betroffenen Polizistinnen) oder aber anderen Personen, Dinge unterstellen, ohne Näheres zu wissen (Kommentar: “Bist wohl auch auf dem Weg zur Jungkommissarin…”). Dies zeugt weder von Empathie noch von Objektivität, was eigentlich auch zur Eignung im Polizeidienst gehören sollte und was ich bis dato auch erfahrungsgemäss mit Polizeibeamten so bisher auch erlebt habe. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich auch generell nicht so polizeifreundlich eingestellt. 🙂 Ich habe bis dato nirgendwo negative Erlebnisse mit Polizeibeamten/-beamtinnen gehabt und abgesehen davon aber auch keine provoziert. Ansonsten ist auch Ihr Frauenbild recht fragwürdig. Ich habe generell keine große Klappe (außer wo es wirklich einmal angebracht ist, dann aber höflich) ;-), ich renne auch nicht immer mit süßem Lächeln und Augenaufschlag durch die Gegend. Ihr Frauenbild sollten Sie vielleicht auch dringend noch einmal überdenken. Es ist weder zeitgemäß noch entspricht es der Realität. Viele Frauen sind im Übrigen “tougher” als die männliche Spezies, was natürlich nicht für alle gilt. Wir Menschen sind zum Glück Individuen und darum ist es schade, wenn man Menschen pauschal nach ihrem Geschlecht oder auch anderen Merkmalen beurteilt, ohne sie wirklich zu kennen. Zum letzten Aspekt: Auch von sog. “Jungspunden” kann man lernen, genau wie auch Jüngere von älteren Menschen lernen können, vorausgesetzt man schafft es, einander auf Augenhöhe, mit Respekt zu begegnen und offen für die Sichtweise des anderen zu sein. Da ist dann wieder die Empathie gefragt. Ich respektiere Ihre Erfahrungen in Ihrem langjährigen Polizeidienst, den Sie für die Allgemeinheit geleistet haben, doch mit einigen Ihrer Sichtweisen komme ich persönlich nicht klar noch kann ich damit konform gehen. Daher meine ausführliche Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Kathrin