Querdenkerprotest: Das lassen wir so stehen

Karikatur: Tomicek via Facebook
Könnt ihr euch noch an das Video aus dem April dieses Jahres erinnern, bei dem ein Polizist Querdenkern, die eine verbotene Demonstration gegen die Coronamaßnahmen in Worms (Rheinland-Pfalz) unter dem Deckmantel eines “Gottesdienstes” – natürlich weiterhin ohne Abstand und Einhaltung der AHA-Regeln – weiterführen wollten und bei dem der Polizeichef ihnen die Nächstenliebe erklärte? Wir berichteten.
Polizeichef Thomas Lebkücher wurde nun von der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau wegen seines christlichen Einsatzes mit der Luther-Medaille ausgezeichnet. Zur Begründung heißt es:
“1521 trat Martin Luther in Worms vor den Reichstag und stand trotz aller Widerstände für seine Überzeugung ein. 500 Jahre später bewies Thomas Lebkücher in der Lutherstadt seine Standhaftigkeit. Nur wenige Schritte vom Wormser Reformationsdenkmal entfernt bot der Leiter der Wormser Polizeiinspektion einigen Teilnehmenden einer Demonstration gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie die Stirn und wies sie mit theologischem Fachwissen und diplomatischem Geschick in ihre Schranken.”
Die Luther-Medaille wird seit 2012 an Personen verliehen, “die sich in besonderer Weise um die Erfüllung des kirchlichen Auftrags verdient gemacht haben”. Die Verleihung an Polizeichef Lebkücher fand bereits Ende Oktober in der Wormser Lutherkirche statt.
Glückwunsch zur Verleihung dieser verdienten Auszeichnung!
Wir hatten die Bilder vergangene Woche aus Berlin gesehen und konnten es nicht fassen. Unser erster Gedanke war: Entweder ist der Kollege unheimlich dumm oder er ist gar kein Kollege. Wir hofften auf letzteres, doch nun stellt sich heraus, es war ersteres.
Mehrere Querdenker-Demos waren verboten worden, die am Leipziger Platz war allerdings vom Oberverwaltungsgericht genehmigt worden. Und viele Querdenker, die in die Stadt gekommen waren, schlossen sich ersatzweise dieser genehmigten Demo an.
Mittlerweile ist man es gewohnt, wenn aus linksextremen Kreisen Aufrufe lanciert werden, Polizisten zu Hause besuchen und diese einzuschüchtern oder das Auto zu beschädigen. Im Vorfeld der Räumung der Berliner Liebigstr. 34 im vergangenen Jahr hatten wir schon davon berichtet.
Doch nun kommt ein ähnlicher Aufruf aus der Querdenker-Bewegung. Im Nachgang zum Einsatz am 1. August in Berlin wurde in verschiedenen Telegram-Chatgruppen der Querdenker geschrieben: “Viele haben vorgeschlagen, die Verbrecher außer Dienst zu Hause zu besuchen und ihnen dieselbe Behandlung angedeihen zu lassen.” Einige halten das für eine: “Gute Idee!”
Am Dienstag berichteten wir euch vom Querdenker-Einsatz in Berlin. Obwohl sämtliche Versammlungen verboten waren, waren tausende Menschen in die Stadt gekommen. Die Folge waren etwa 1.000 Festnahmen und 60 zum Teil schwer verletzte Polizisten.
Kerstin kommentieren diesen Beitrag auf Facebook und wir finden diese Zeilen sollten mehr Aufmerksamkeit bekommen:
“Ich weiß immer noch nicht, ob ich das ‘Weinen’ Smiley drücken soll oder das ‘wütende’. Das überlege ich seit gestern, als der Post online kam 🙁 .
Sind wir mal ehrlich: Ich kann mir kaum vorstellen, dass es noch irgendjemanden in diesem Land gibt, dem die Corona-Maßnahmen nicht auf den Sack gehen, egal ob es sich hierbei um den ganz normalen Bürger handelt… oder um die Menschen in Uniform.
Am vergangenen Wochenende war mal wieder Querdenkerzeit in Berlin. Sieben Demos waren angemeldet, sieben Demos wurden verboten. Ersatzveranstaltungen wurden ebenso alle verboten.
Was machen die Querdenker? Sich an die Verbote halten? Nein, dies Leute, die sich auf das Grundgesetz berufen und auf ihre Grundrechte pochen, treten das Grundgesetz mit Füßen und erscheinen zu Tausenden.
In Schmalkalden (Thüringen) fand gestern Abend ein sogenannter “Corona-Spaziergang” statt, als Protest gegen die aktuellen Corona-Regeln. Diese Protest-Spaziergänge finden bereits seit Wochen immer Montags statt, waren anfangs auch angemeldet, mittlerweile ist das nicht mehr der Fall.
Etwa 60 Querdenker waren auf dem Altmarkt anwesend und ein Großteil hielt sich – wie sollte es anders sein – nicht an die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln. Als die eingesetzten Polizisten bei einem Mann die Identität feststellen wollten, der scheinbar der Versammlungsleiter war, weigerte sich dieser seine Personalien anzugeben.
Damit nicht genug forderte er alle anwesenden Versammlungsteilnehmer auf den Polizeieinsatz zu filmen. Dann ging ein 44-Jähriger zunächst verbal gegen die Polizisten vor, schlug dann aber unvermittelt einen Beamten mit der Faust gegen den Hals.
In Worms (Rheinland-Pfalz) wollten Querdenker einen “Gottesdienst” abhalten, was gerichtlich untersagt wurde. Als dennoch einige Querdenker auftauchen erklärt der Leiter der #Polizei #Worms den Anwesenden, was Nächstenliebe bedeutet.
Starke Worte, Respekt!
Am vergangenen Samstag fand eine Querdenker-Demo in Stuttgart (Baden-Württemberg) statt, auch eine Gegendemo war vor Ort aktiv. Wie bei so ziemlich jeder Querdenker-Demo in den vergangenen Wochen und Monaten wurde die Polizei für ihre Strategie und Taktik angegriffen und verurteilt.
Andreas Troelsch, ein pensionierter Berliner Polizist, hat in seinem Blog seine Gedanken dazu nieder geschrieben, denen wir uns zwar nicht vollumfänglich anschließen können, die aber dennoch lesenswert sind und denjenigen, der es zulässt, zum Nachdenken anregen könnte:
Gestern kam es in zahlreichen Städten wieder zur sogenannten Querdenker-Demos, bei denen sich Coronaleugner, aber auch Rechtsextremisten mit den eingesetzten Polizisten bewusst anlegten. Angereist waren die Teilnehmer, obwohl in einigen Fällen die Versammlungen verboten worden waren.
Besonders die Demo in Dresden (Sachsen) war, so ist es dem Polizeibericht zu entnehmen, eskaliert. Immer wieder wurden Polizisten angegriffen und auch verletzt. Wir möchten an dieser Stelle gar nicht auf die einzelnen Vorfälle eingehen, sondern Zahlen sprechen lassen: