Gedanken einer Polizistin: Gibt es Rassismus bei der Polizei?
“Ich schreib‘ einfach mal ‘frei Schnauze’. Die in jüngster Zeit an die Öffentlichkeit gekommenen, negativen Vorfälle können nicht Grund genug sein, um grundsätzlich der Meinung zu sein, die deutsche Polizei sei rassistisch.
Ich selbst (mit türkischen Wurzeln) könnte lediglich über 1 Fall (von all den 25 Dienstjahren) berichten – dieser Kollege ist schon längst suspendiert. Wir sind ein Querschnitt der Gesellschaft – Einzelfälle dürfen nicht dazu führen, dass alle Polizeiangehörige über einen Kamm geschoren werden.
Kommentar bei der Tagesschau zum Thema Polizeistudie Rassismus und Rechtsextremismus
“Wenn Polizisten sich von Politik und Medien im Stich gelassen fühlen, müssen wir das sehr ernst nehmen und ihnen zuhören.”
Auf ein Wort: Die Rassismusdebatte wird immer hysterischer

Bild: ZDF heute via Instagram
Zum Thema Rassismus in der Polizei hatten wir uns bereits mehrfach geäußert. Wir haben klipp und klar festgestellt, dass Rassisten und Extremisten nicht in die Polizei gehören. Noch im Juni dieses Jahres warnten wir davor, die Rassismus-Debatte nicht eskalieren zu lassen.
Seit dem hat sich einiges getan. Rechte Chatgruppen unter Polizisten in Nordrhein-Westfalen und unter Polizeischülern in Berlin haben die Debatte weiter befeuert. Auch die Ablehnung von Bundesinnenminister Horst Seehofer, eine Studie zu Rassismus in der Polizei in Auftrag zu geben wurde, zumeist als Beleg umgedeutet, dass es diesen Rassismus gebe, teils sogar systematisch sein solle, und er politisch gewollt nicht aufgedeckt werden soll.
Nun soll es diese Studie doch geben, darauf hat man sich auf höchster Ebene geeinigt. Diese Studie soll zwei große Themenkomplexe untersuchen, und zwar Rassismus bei der Polizei aber auch Gewalt gegen Polizisten, sowie Alltagsrassismus in der Gesellschaft.
Gegen Rassismus: Wir stehen fest auf dem Boden des Grundgesetzes!
Die Kreispolizeibehörde Euskirchen setzt ein deutliches und farbenfrohes Zeichen gegen Hass, Menschenverachtung und Fremdenfeindlichkeit.
“Es gibt nichts Höheres, als unserem Land zu dienen”: Integration und Rassismus bei Bundeswehr und Polizei
In Gesellschaft und Politik gibt es seit Monate eine Debatte darüber, ob es im Staatsdienst Rassismus gebe und andere wiederum fragen, inwiefern Integration in der Gesellschaft allgemein und auch im Staatsdienst gelingen kann.
Befeuert wird diese Diskussion einerseits durch Vorgänge in den USA, deren Ursache manche gerne auch hierzulande herbeireden würden. Andererseits tun Vorgänge wie rechtes Gedankengut bei der Eliteeinheit der Bundeswehr, Kommando Spezialkräfte (KSK), und Drohschreiben der sogenannten NSU 2.0, bei der womöglich Mitarbeiter der Polizei beteiligt sein könnten, ihr übriges.
Doch schauen wir mal vorurteilsfrei und unvoreingenommen auf die Fakten und fragen diejenigen, die aus eigener Erfahrung etwas dazu sagen können. Zunächst zu den Fakten.
Auf ein Wort: Lasst die Rassismus-Debatte nicht eskalieren
Vorgestern haben wir den offenen Brief von Kollege Lothar Riemer aus Bayern veröffentlicht, in dem er den Vorwurf der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken aufgreift und darlegt, dass es keinen systematischen Rassismus bei der Polizei gibt. Eigentlich wollten wir das Thema damit zunächst ruhen lassen, doch die Entwicklung in den vergangenen Tagen lässt das Thema und uns Polizisten nicht zur Ruhe kommen.
Wie nun bekannt wurde, hatte es am vergangenen Wochenende eine Attacke auf eine Polizeidienststelle in Stuttgart gegeben. Nach einer sogenannten Silent-Demo, die laut Polizeiangaben friedlich verlaufen war, hatten sich einige Teilnehmer, manche Medien berichten von mehreren Hundert, vor einer Polizeiwache (wie wir erfuhren war es das 1. Revier) versammelt.
Offener Brief an Saskia Esken: Ihr Rassismusvorwurf ist ein Schlag ins Gesicht aller Dienst leistenden Sicherheitskräfte
“Sehr geehrte Frau Esken,
nach 41 Jahren Polizeivollzugsdienst gehe ich demnächst in den Ruhestand. Es wurde dabei mehrmals versucht, mich in der Ausübung meines Dienstes umzubringen. Das gehört eben zu unserem Beruf. Ich leistete in der Großstadt genauso Dienst, wie im ländlichen Bereich oder bei der Kriminalpolizei. Habe für die Vereinten Nationen, sowie für das Auswärtige Amt im Ausland mehrmals Dienst geleistet.
Ich war an vorderster Front beim G8, G7, Fußballweltmeisterschaft usw. usw. Ich kann ihnen versichern, weder bei meinen Kollegen mit oder ohne Migrationshintergrund, noch bei meinem polizeilichen Gegenüber spielte die Hautfarbe eine Rolle.
Kommentar: “Es ist falsch, die Debatte über Rassismus auf dem Rücken der deutschen Polizei auszutragen”
Aktuell finden an den Wochenenden auch hierzulande Anti-“Polizeigewalt”- und Black-Lives-Matter-Demos statt. Natürlich kann man sich mit der nicht selten in den USA unterdrückten schwarzen Bevölkerung solidarisieren. Dagegen spricht nichts. Aber oft, zu oft schwingt auch der Vorwurf mit, die deutsche Polizei (oder eine andere im deutschsprachigen Raum) sei rassistisch, unter dem Verweis auf einen angeblich systematischen Rassismus innerhalb der Polizei.
Doch ist das so?
Dazu ist im Tagesspiegel ein Gastkommentar erschienen. Der Kommentator, Ahmad Mansour, ist deutsch-israelischer Psychologe und Autor, ist zudem Dozent für interkulturelles Training an der Polizeiakademie Berlin und wurde mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Er kennt sich also mit der Polizei im Inneren aus und weiß um ihr Seelenleben.
Heute ist Tag gegen Rassismus
https://twitter.com/bpol_bw/status/844147451611303936